
Werner Heegewaldt, Direktor des Archivs der Akademie der Künste, in „Akademie–Brief #2“:
Die Archivtools von Klaus Staeck
„Nichts ist erledigt.“ Das Credo des Plakatkünstlers Klaus Staeck prangt auf einem roten Koffer, der zu einem der jüngsten Neuzugänge des Archivs der Akademie der Künste gehört. Der Inhalt dokumentiert eine Ausstellung zu Fragen der Ökologie, wie Klimaerwärmung, Lufverschmutzung oder Atommüll. Die Schau tourt in den 2010er Jahren durch die Goethe-Institute weltweit. „Staeck-Plakate“ gelten als Markenzeichen für eine politische Kunst, die sich an ein breites Publikum richtet, gesellschaftliche Miss-Stände satirisch entlarvt und so zum Nachdenken über Kunst, Politik und Gesellschaft anregt. Die Toolbox als Ordnungssystem lässt erahnen, wie der Künstler sein überbordendes Material aufbewahrt und für sich erschließt. Staeck geht dafür einen unkonventionellen Weg und hat um die 500 rote Werkzeugkoffer zweckentfremdet. Seine eigenhändigen Aufschriften verdeutlichen die eitgespannten, interdisziplinären Interessen des Grafikers, politischen Aktivisten und Verlegers. Mitunter wirken die lakonischen Beschriftungen kryptisch oder auch geheimnisvoll: „anachronistischer Zugang, 1980″, „Bringt die Birne aus der Fassung“, „Lidl-Aktion l“, „Manuskript Störfall Kunst“ oder „Arno Breker IV“.
Bestens vernetzt mit der deutschen Kunstszene, arbeitet Klaus Staeck mit zahlreichen Kunstschaffenden aus unterschiedlichen Genres zusammen, wie Joseph Beuys, Heinrich Böll, Hanne Darboven, Jochen Gerz, A. R. Penck, Nam June Paik und Katharina Sieverding.
Seit 1968 verfolgt er das künstlerische Geschehen in Deutschland intensiv und legt dazu Sammlungen an. Sein umfangreiches Archiv wird so zu einem Spiegel deutscher Kunstgeschichte.
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Für Künstler wie für Sammler von Kunst und Zeitzeugnissen ist es ein großes Glück, dass es solche Archive wie das der Akademie der Künste gibt, und eine Sozietät von 400 Kunstschaffenden, die sich ein Archiv leistet, in Zeiten, da das Geld auch für Kulturausgaben immer knapper wird, verdient allen Respekt.
Und, um von meinem Beitrag für das Archiv zu sprechen, ist es eine gutes Gefühl, meinen Vorlass jetzt in der Nachbarschaft von George Grosz und Heartfield zu wissen – um nur zwei Namen aus der Vielzahl der Künstler zu nennen, die hier versammelt sind.
Fast ein Jahrzehnt durfte ich als gewählter Präsident in dieser Akademie dazu beitragen, dass die von Walter Jens und Heiner Müller gewagte Vereinigung der Ost- und West- Akademie mit einigem Erfolg weitergeführt werden konnte.
Ich erinnere an die große Leistung von György Konrád, als Präsident einer meiner Vorgänger, der dieser Akademie auch internationale Anerkennung gebracht hat. Konráds Nachlass wird ebenfalls hier in Berlin aufbewahrt und allen Interessenten zugänglich gemacht.
Und ich hoffe, dass auch alle nachfolgenden Präsidenten diesen großen Schatz künstlerischer Hinterlassenschaften würdigen, das Archiv der Akademie fördern und seine Bestände mehren helfen.
(07. Oktober 2025, zur Ausstellung „75 Jahre Archiv der Akademie der Künste“)
Ausstellung in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin
8. Oktober 2025 bis 18. Januar 2026, Di-Fr 14-19 Uhr, Sa So 11-19 Uhr
Mehr zur Ausstellung auf den Internetseiten der Akademie.

Aus dem Artikel zur Ausstellung in der BZ – Berlin von Martina Hafner, erschienen am 8.10.2025
(…) Die Schau eröffnet mit einem kugelförmig angeordneten „Staeck-System“. Kleine rote Werkzeugkisten aus dem Baumarkt, in denen der legendäre Ex-Präsident der Akademie der Künste Klaus Staeck (87) viele Erinnerungen, Zettel und Fotos verwahrte. Er reiste zur Ausstellungseröffnung aus Heidelberg nach Berlin an, gab zu: „Das Sammeln ist etwas Pathologisches.“

Weitere Beiträge und Interviews findet man im SWR, RBB, nachtktitik.de, FAZ u.a.