Zur Kasse bitte!

Kolumne, August 2007

25 Millionen für Franck Ribéry, 7,8 Millionen für Carlos Alberto oder 4,5 Millionen für Mike Hanke. Für die kickenden Jungmillionäre geben die Bundesligamanager in dieser Saison wieder ihr letztes Boss-Hemd. Für die Sicherheit rund um ihre futuristischen Fußball-Arenen haben die Herren Spitzenverdiener in München oder Gelsenkirchen jedoch keinen müden Cent übrig.

Uli Hoeneß und Kollegen können für die allwöchentliche Zähmung ihrer widerspenstigsten Fans das nötige Kleingeld einfach nicht aufbringen. In den Vereinsschatullen herrsche nach dem jüngsten Kaufrausch – der beim FC Bayern mit rund 70 Millionen Euro zu Buche schlägt – angeblich gähnende Leere. Die deutsche Fußballnation wolle eben „Erfolg um jeden Preis“, klagt der Bayern-Manager und jammert: „Ich habe das Gefühl, dass es vielen Leuten egal ist, ob wir Gewinne oder Verluste machen.“ Mir kommen die Tränen. 

Die Klubmanager dürfen trotzdem ruhig schlafen. Vater Staat wird’s schon richten, wenn es bereits weit vor den Stadiontoren, auf Bahn- oder Bürgersteigen wieder brennt und tobt. Von Rechts wegen ist er angeblich sogar dazu verpflichtet, die spannungsreichen Partien abzuriegeln wie kleine G8-Gipfel und friedliche Passanten mit Schild und Schlagstock gegen grölende und gewalttätige Fans zu verteidigen. Was die profitablen Profivereine den Polizeibeamten jedes Wochenende damit physisch und psychisch zumuten, ist ebenso schwer zu beziffern wie die dafür verpulverten Steuergelder. Die Ordnungshüter rechnen mit 25 000 bis 75 000 Euro für den Schutz jedes Stadions pro Spieltag. Solche Summen ließen sich von den vermögenden Vereinsmeiern doch aus der Portokasse begleichen. Denn die muss reichlich gefüllt sein, wenn man bedenkt, dass die erste und zweite Liga mit Fernsehrechten oder Fanartikeln in der vergangenen Saison 1,62 Milliarden Euro erwirtschafteten: Ein Traumergebnis. 

Für die Kollateralschäden der lukrativen Milliardengeschäfte werden nicht sie, sondern wird Otto Normalverbraucher zur Kasse gebeten. Der zahlt mit seinen Steuergeldern nicht nur für die öffentliche Sicherheit während der Spiele. Der soll künftig auch zahlen, wenn er sich von seinem Freund und Helfer retten lässt, weil er trotz Warnhinweisen in einem zugefrorenen See eingebrochen ist. Für Fußballvereine scheint das Verursacherprinzip offenbar nicht zu gelten. Angesichts der abgrundtiefen Haushaltslöcher bei Bund, Ländern und Gemeinden zeugt die fiskalische Feigheit der Politiker gegenüber den Profiklubs nicht nur von Ungerechtigkeit, sondern auch von Verantwortungslosigkeit. 

Alle Vorstöße der Polizeigewerkschaft, die Vereine für die Großeinsätze bezahlen zu lassen, sind bislang an den politischen Verteidigern des Fußballs abgeprallt. Ließe man die Klubs Spiel für Spiel mit den Randalierern einmal alleine, würden die Manager schnell merken, welch hohen Preis plötzlich ausbleibende Sicherheitsmaßnahmen haben könnten. Wenn die zahlenden Zuschauer aus Angst vor Gewaltorgien die Stadien meiden und die Vereine für die unkontrollierten Krawalle medial angeprangert werden, würde sich eine Finanzierung des leider notwendigen Polizeiaufgebots sogar wieder rechnen. Für Fans, Fußball und Fiskus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert