Wetten, dass …

Kolumne Mai 2010

Wetten, dass sie weiter auf den schwächelnden Euro, das absteigende Pfund, auf sinkende Ölpreise oder auf ausfallgefährdete Immobilienkredite spekulieren? Es gibt fast nichts, worauf sie nicht wetten. Auf andere Wetten ebenso wie auf den Bankrott ganzer Staaten. Vermutlich würden Hedgefonds-Manager sogar auf den Konkurs ihrer eigenen Firma setzen, verspräche er satte Gewinne. Fünf Jahre ist es her, dass Franz Müntefering diese Kapital-Jongleure als „Heuschrecken“ bezeichnet hat.

Fünf Jahre, in denen diese Spezies die einzigartigen Eigenschaften dieses unersättlichen Insekts auf dem Finanzmarkt immer wieder unter Beweis gestellt hat. Bisher hat sie niemand aufgehalten. Spätestens mit Beginn der Finanzkrise dachten wir eigentlich, wir wüssten, wie faul diese Geschäfte sind. 

Seit Hedgefonds-Guru John Paulson nun aber unter Verdacht steht, mit Amerikas Bankenprimus Goldman Sachs ein Wertpapier entwickelt zu haben, dass auch faule Immobilienkredite enthielt, stinkt die Sache zum Himmel. Wenn dem so war, dann hat Paulson den Crash auf Amerikas Immobilienmarkt nicht nur erahnt, sondern bewusst angeheizt und Milliarden mit seiner Wette auf den Kursverfall verdient. Auch deutsche Banken verdienten kräftig an der Vermittlung der vergifteten Finanzpakete und trieben damit  Banken wie die IKB in den Ruin. Die meisten Investmentbanker haben die Krise längst vergessen und verdienen besser als je zuvor. 

Sollten Hedgefonds auch nicht die alleinigen Auslöser des globalen Finanzchaos sein, so ist der unregulierte Handel mit ihnen das Zeichen einer noch viel gravierenderen Krise. „Geier-Fonds“ stellen nicht nur eine Gefahr für das Finanz- und Wirtschaftssystems dar, sondern sie erschüttern die Gesellschaft in ihren Grundfesten. Die ungebrochene Attraktivität dieser Papiere bei Bankern und ihren Kunden offenbart nämlich nicht nur Gier, sondern auch Verantwortungslosigkeit. So haben Investmentbanken von allen Finanzinstituten sicherlich den stärksten Anteil am Aufstieg und Fall von vielen Unternehmen und damit auf das Schicksal von unzähligen Existenzen.  

Obwohl der Geschäftsführer einer der führenden deutschen Hedgefonds-Gesellschaften offen bekennt, dass sich „ein Teil der vermeintlich unterschwelligen Ängste … in der Vergangenheit und besonders während der Finanzkrise 2008 als begründet erwiesen“ haben, werfen die Menschen den Haien der Branche ihr Geld immer noch freiwillig zum Fraß vor. In der irrwitzigen Hoffnung, ihren Einsatz zu vervielfachen. Aber selbst jene Sparer, die kein so hohes Risiko eingehen wollen, werden schlecht beraten. Wie die Verbraucherzentrale in Baden-Württemberg jüngst ausgewertet hat, war jede fünfte der von den Kapitalexperten empfohlenen Anlagen riskanter, als vom Kunden gewünscht.   

Viele Finanzberater spielen eben nicht nur mit dem Kapital, sondern auch mit dem Vertrauen und der Unwissenheit ihrer Kunden. Für den Verlust an Vertrauen und Erspartem sollte man sie aber nicht gleich kidnappen, wie es fünf Rentner vor wenigen Wochen getan haben. Dennoch müssen ihnen endlich enge Fesseln angelegt werden: Gesetzliche, die sowohl für mehr Transparenz als auch für weniger Risiko sorgen und Banken für die von ihnen mitverursachten Kosten an Finanzkrisen haftbar machen. Auf die Ehrlichkeit und Einsicht der Geldhäuser spekuliert man besser nicht. Bislang hat sich das nur selten und für wenige bezahlt gemacht.      

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