Kolumne Juni 2015
Es war nur eine 8-Zeilen-Meldung in einer Berliner Sonntagszeitung zum Thema FUSSBALL. „Der Wechsel des kolumbianischen Stürmers Jackson Martinez vom portugiesischen Top-Club FC Porto zum italienischen Nobelverein AC Mailand ist perfekt.
Portos Präsident Pinto da Costa bestätigte den Transfer des 28jährigen für eine Ablöse von 35 Millionen Euro im vereinseigenen TV-Kanal“. Für die notorischen Optimisten waren es wohl positive Signale vom Top-Club und dem Nobelverein aus ihren klammen Ländern.
Schade nur, dass diese Jubelmeldung von den sprudelnden Millionen gleich wieder durch eine andere Nachricht konterkariert wurde in derselben Zeitung in derselben Spalte unter der Überschrift „Wall Street Journal: FBI hat Nike im Visier“. Der Verdacht gegen den US-Sportartikelriesen hat sich offenbar im Rahmen der Untersuchung der US-Justizbehörden zum Korruptionsskandal bei der FIFA verstärkt. Sicher ist es reiner Zufall, dass es hier um eine Sonderzahlung in fast gleicher Höhe von 36 Millionen geht. Zwar sei die Summe schon in einer Anklageschrift der US-Justiz gegen 14 Beschuldigte erwähnt, wurde aber bisher nur neutral einem „Sportbekleidungsunternehmen“ zugeschrieben. Gemeint sind jene 14 Fußballfunktionäre, gegen die Anklage wegen Korruption erhoben wurde. Die Hälfte von ihnen wurde bereits in Zürich festgenommen. Nach dem Rest fahndet Interpol. Jene Organisation, die jetzt gleichzeitig eine 2011 getroffene Vereinbarung in Sachen Wettbetrug mit der FIFA bis auf weiteres aussetzt. Auch der Vatikan, in der Vergangenheit durch dubiose Bankgeschäfte gestählt, geht nun auf Distanz zur obersten VIP-Etage der Fußballfreunde.
Nur aus der Sponsoren-Liga hört man noch nichts. Es scheint ihr egal, finanziell eng mit einer Branche verbunden zu sein, der man bisher unwidersprochen öffentlich mafiaähnliches Verhalten attestiert. Dabei scheint „mafiaähnlich“ eine verniedlichende Beschreibung des unterstellten kriminellen Tuns. Immer mehr sehen in dem Blattersepp den Paten einer weltumspannenden zwielichtigen Organisation, die jedenfalls den demokratischen Teil der Welt mit ihrem Millionenheer von Fans mehr oder weniger erpresst. Nicht nur in Deutschland hat sich „König Fußball“ längst als Staat im Staate eingerichtet. Das ganze System ist von Grund auf faul und hat bisher von der Feigheit der Politik vor dem Ball profitiert
Deshalb droht der FIFA-Boss auch schon frech mit Rücktritt vom Rücktritt. Bei der Schwere der Vorwürfe wäre ein sofortiger Abgang fällig gewesen. Worauf er spekuliert: alles ist vergessen, wenn „der Ball wieder rollt“. Schon fordern FIFA-Kumpel aus Afrika und Asien, er möge bitte im Amte bleiben. Das ist insofern logisch, als mir kein Fall bekannt ist, in dem sich die Mafia selbst aufgelöst oder gar reformiert hat. Wer will eigentlich verhindern, dass nicht weiter alles wie geschmiert läuft und dieselben Leute ihn wieder wählen, einfach weiter blattern? Schließlich haben sie etwas zu verlieren. Gut, der Boss traut sich derzeit nicht, die Schweiz zu verlassen. Aber in der viel zitierten „globalen Welt“ kann man den gewohnten „Geschäften“ auch von Genf aus nachgehen. Bitter ist: Wahlen können zur Farce werden, die Mafia lässt sich nicht einfach abwählen. Und was immer von wem an wen geflossen ist, Katar und Russland werden ihre WM behalten, Blatter wird weiter pöbeln, Verschwörer wittern, und Franz Beckenbauer bleit natürlich „Kaiser Franz“. Wetten dass?