Kolumne Januar 2016
In den Jahresrückblicken hatte er noch einmal einen großen Auftritt: „Tristan“, der Tyrannosaurus Rex. Erworben von einem reichen Geschäftsmann, schaffte es der findige Generaldirektor Johannes Vogel, das gut erhaltene Skelett dieses Urtiers als Leihgabe in sein Museum für Naturkunde nach Berlin zu holen. Ich besuche diesen Ort gern, dieses Depot der Vergänglichkeit und Beständigkeit, an dem sich jegliche aktuelle Hektik relativiert.
Ein Berliner Start-Up-Unternehmen hat jetzt mit einem 3-D-Drucker den Kopf jenes „Tristan“ als Kopie erstellt und will damit die Industrie revolutionieren. Das führt zu einer neuen Dimension des Denkens. In Anbetracht der barbarischen Kriegsführungen in Teilen der Welt, könnte man ja tatsächlich glauben, wir näherten uns auf technisch höchstem Niveau der überwunden geglaubten Urzeit nicht nur in Gestalt von „Tristan 1 und 2“. Es ist immer öfter die Gleichzeitigkeit der unvereinbaren Ereignisse und die Gleichbehandlung des Ungleichen, die mich erschreckt.
Ein anderes Geschehen aus der Kategorie Dinosaurier ist für mich das Spektakel der „Rallye Dakar“, einst „Paris-Dakar“. Nachdem die afrikanischen Länder diesem Irrsinn auf Rädern mit all seinen Zerstörungen und vielen Toten überdrüssig waren, verlegten die Organisatoren ihr Geschäftsmodell nach Südamerika. An das von mirlängst totgeglaubte Unternehmen wurde ich am Neujahrstag durch den Sportdirektor des von mir geschätzten Deutschlandfunks erinnert. Was die PS-Raserei mit Sport im eigentlichen Sinne zu tun hat, wird mir wohl ewig verschlossen bleiben. Jedenfalls wünschte der brave Mann den Rallye-Akteuren zum Start alles Gute.
Dass dieser fromme Wunsch einigen Zuschauern schon während des Prologs nicht half, belegt ein Crash mit 13 Verletzten: Die unerfahrene chinesische Millionärin Guo Meiling raste in eine Menge am Straßenrand. Zyniker würden sagen, geschieht den Gaffern doch ganz recht. Schließlich kennen sie doch das Risiko derartiger Spiele. Inzwischen gibt es auch schon wieder das erste Todesopfer. Knapp 40 Jahre geht das nun schon so. Diesmal sind gut 9000 km zu fahren durch die argentinischen und bolivianischen Anden. Peru ist wegen des in diesem Jahr besonders intensiven Wetterphänomens El Nino ausgestiegen.
Über den derzeit arg gebeutelten VW-Konzern würde ich gern umweltmäßig etwas Positives melden. Stieg er doch 2011 nach drei Siegen in Folge aus dieser Rallye aus. Getrübt wird diese Botschaft jedoch durch die Nachricht, dass VW inzwischen vehement auf ein Comeback bei einer noch zu planenden Rallye in China drängt. Schließlich geht es um einen wichtigen Absatzmarkt.
Übrigens Paris, da war doch was. Einen Preis für jeden, der den globalen Rallye-Freunden erklärt, dass es dort kürzlich eine Weltklimakonferenz gab mit dem Ziel, wegen der Klimakatastrophe eine dringend notwendige CO2- Reduktion zu erreichen.
Mit dem ADAC ist noch ein anderer alter Kunde einschlägig im Spiel. Während VWnoch sehr viele Euro in die Rallye Deutschland pumpt, macht sich der Automobilclub Sorgen, dass die Kosten von rund drei Millionen nur zum Teil über Sponsoren zu finanzieren sind.
Die für die globale Terminplanung zuständige Internationale Motorsportbehörde, die sich routinemäßig jetzt in Paris trifft, nennt sich FIA. Sie ist nicht zu verwechseln mit der FIFA, die derzeit in Sachen Dauerkorruption global von sich reden macht.
Wer am Samstag bei der Rallye Dakar gesiegt hat, erfahren wir sicher aus den Medien.