McDonald Trump

Kolumne März 2016

Eine mir kürzlich von der Universität Landau angebotene Thomas-Nast-Gastprofessur habe ich gerne angenommen. Ich kannte die Karikaturen des berühmten Illustrators. Mit seinen zahlreichen bissigen Zeichnungen wurde er zum Chronisten der amerikanischen Gesellschaft. Um den ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen, hatte er 1846 als 6-jähriger seine Heimatstadt Landau verlassen und war mit Mutter und Schwester nach Amerika ausgewandert.  Von ihm stammt der Elefant als Symbolfigur für die Republikanische Partei der USA. Was ich bisher nicht wusste, er hat auch das Dollar-Zeichen kreiert. 

Zwar ist die Brücke etwas brüchig, aber ich hoffe, sie trägt mich zu dem Milliardär und Präsidentschaftsanwärter in den USA. Anfangs als der wohl bekannteste Toupet-Träger der Welt verspottet, hat sich der Wind längst gedreht, nachdem er bei den Vorwahlen in einem US-Staat nach dem anderen siegte.

So poltert, pöbelt und rüpelt sich dieser Mann nun skrupellos durch die Medien.  Zunächst als Clown vom Dienst nicht ernst genommen, graust es nun auch den besorgten Honoratioren der Republikaner. Der Droge Aufmerksamkeit geschuldet bedient er die mediale Klaviatur derart gekonnt, dass einem Christenmenschen schon bange werden kann bei dem Gedanke, dieser Mr. Trump könnte tatsächlich ins Weiße Haus einziehen, um die ganze Welt das Fürchten zu lehren.  Das alles ohne ein halbwegs plausibles Programm, kaum ein Ressentiment auslassend, solange er seine Anhänger johlend bei Laune hält.

Sein Feindbild sind, wie bei allen Populisten in den Demokratien,  die jeweils Etablierten. Er gehört zu den Laienpolitikern, die erst einmal gründlich aufräumen wollen, wenn man sie denn ließe. Wen wundert es, dass es überall eine abrufbare Masse gibt, die da gern zur Putztruppe gehören würde. 

Die Aufregung über seine temporäre Forderung nach der Folter verstehe ich kaum. Hat nicht der Republikaner Bush junior das berüchtigte Waterboarding zur Erpressung von Geständnissen mehr oder weniger offiziell in den Wertekanon der westlichen Welt eingeführt hat.

Keine freie Gesellschaft ist davor gefeit, dass Personen vom Schlage eines Trump für welches Amt auch immer kandidieren. Auf diesem Gebiet machen wir Deutschen gerade wieder unsere eigenen Erfahrungen. Gefährlich wird es in der Demokratie erst, wenn sich genügend Wähler finden, solche personifizierten Ich-AGs in ein Amt zu bringen. So ist Trump vor allem auch ein Problem der Republikaner. Weitgehend unfähig zum Kompromiss haben sie doch zu fast allem, was Obama an notwenigen Reformen ins Werk setzen wollte, mit einem NO blockiert. Nun werden sie den Zauberlehrling, der auch in ihrem Namen die Besen tanzen lässt, nicht mehr los.

Während sich viele Europäer über die immer neuen Eskapaden Trumps verwundert die Augen reiben, immer in der Hoffnung, dass doch nicht sein kann, was nicht sein darf, vergessen wir ganz die beiden anderen Kandidaten. Vor allem von dem Fundamentalisten Ted Cruz heißt es, er sei wesentlich gefährlicher als der Milliardär. Sollen wir uns am Ende etwa Trump wünschen, um noch größeres Unheil zu verhüten?  

Der amerikanische Schriftsteller Richard Ford hofft, dass die Republikaner Donald Trump nominieren, weil dann sicher sei, dass ein Demokrat der nächste Präsident sein würde. Hoffentlich täuscht er sich nicht. Denn der verwegene Glaube an die Vernunft hat schon so manchen im Stich gelassen.

Zurück zu Nast. Auch die Großeltern von Donald Trump sind seinerzeit aus dem pfälzischen Kallstadt nach Amerika aufgebrochen.

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