Prima Klima

Kolumne Juli 2008

„Hundert Menschen kontaminiert“. Die radioaktive Dosis aber „weit unter den Grenzwerten“. Wenn diese Meldung von der jüngsten Reaktorpanne in der Nähe von Avignon nicht ein Grund ist, auch weiterhin an der sauberen Atomkraft festzuhalten. Schließlich haben ja weder die Störfälle in Frankreich, Schweden oder im deutschen Brunsbüttel vor wenigen Wochen die Welt zum Einsturz gebracht.

Ganz im Gegenteil. Schließlich blasen sie kein Gramm CO2 in die Luft, sagen „Deutschlands ungeliebte Klimaschützer“ in bunten Anzeigen, ihre schneeweißen AKWs vor idyllischen Weihern und Wiesen ablichtend. Das Strahlenrisiko dabei geschickt ausblendend. Einige Lobbyisten unter den Politikern wollen uns gar weismachen, dass so die steigenden Energiekosten künftig in Grenzen gehalten würden.

Diese PR-Masche wirkt sogar bei Politikern, die vor einiger Zeit einmal mit dem Schlachtruf „Atomkraft – nein Danke!“ gegen die Atomwirtschaft zu Felde gezogen sind. Dass jetzt eine ehemalige Umweltstaatssekretärin der Grünen den Informationskreis Kernenergie angeblich „nur ganz am Rande“ in PR-Fragen berät oder einer der Mitbegründer der Ökopartei in Hessen kürzlich meinte, dass eine „Verlängerung der Laufzeiten für moderne Atomkraftwerke… bei rationaler Risikoabwägung durchaus diskutabel“ sei, spricht für einen schleichenden Klimawandel in den Köpfen der einstigen Atomkraftgegner. 

Wenn schon einige Vorreiter und Verfechter des Klimaschutzes über restrisikoreiche Alternativen nachdenken und ihren Überzeugungen untreu werden, was sollen da erst die Bürger denken und machen. Einfach nur darauf vertrauen, dass deutsche AKWs noch immer die sichersten der Welt sind? Obwohl die Ingenieure immer noch nicht wissen, wie die verseuchten Brennstäbe für 1 Million Jahre risikolos entsorgt werden können. Sollen die mit jedem Cent rechnenden Verbraucher weiterhin glauben, dass Atom- und Kohlestrom auf Dauer billiger seien als Energie aus Wind- und Solarparks? Obwohl die Preise der konventionellen Stromanbieter ständig gestiegen, die der alternativen jedoch kontinuierlich gesunken sind. Nur wenn die Rekordgewinne der Energieriesen wie behauptet in die von ihnen intensiv erforschten, aber nicht ausreichend geförderten Ökotechnologien fließen, würde das langfristig die Umwelt und den Geldbeutel ihrer Kunden tatsächlich schonen.

Allein das Schlagwort Klimaschutz reicht leider schon aus, um Kunden zu ködern oder zu besänftigen. So gaukeln uns auch Mercedes, Audi oder BMW mit ihren windelweichen Werbebotschaften immer wieder eine heile Autowelt vor. „Klimaschutz einfach gemacht. Einsteigen und losfahren!“ heißt es da in einer konzertierten Werbeaktion der größten deutschen Automobilbauer, bei der natürlich auch „Auto-Bild“ PS-kundenfreundlich  mitmischt. Wenn es denn so einfach mit dem „Sprit sparen und Klima schonen“ ist, wieso schlucken dann die meisten Wagen aus deutscher Produktion immer noch zuviel Treibstoff und spucken ihn als Giftwolken wieder aus?    

Den fossilen Teufel mit dem atomaren Beelzebub austreiben oder im Schneckentempo den Kohlendioxidverbrauch senken zu wollen, tut weder dem Klima noch der Glaubwürdigkeit von Politikern und Unternehmern gut. Sie sollten ihre geistigen Energien konsequent auf alternative Energien richten, damit uns das Klima nicht weiter einheizt. Denn mit teuren PR-Maßnahmen und billigen Versprechen ist die Natur ganz bestimmt nicht zu retten.    

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