Aktuelles

Waffenlobby und Klimaleugner

Kolumne 17. Januar 2013

Der Spruch des Vizepräsidenten der größten US Waffenlobbyorganisation, wonach „der einzige Weg, einen schlechten Typen mit einer Kanone zu stoppen, ein guter Typ mit einer Kanone“ sei, hat selbst hartgesottene Vertreter des amerikanischen Freiheitsbegriffes nach dem jüngsten Massenmord für kurze Zeit am Verstand Wayne LaPierres zweifeln lassen. Dabei versteht der Mann sein Handwerk.

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SINGAPORE FREEPORT

Kolumne 27. Dezember 2012

Erst kürzlich hörte ich wieder  in einer Wirtschaftssendung, dass 10 % der Bevölkerung  im Besitz von 70 % des Vermögens sind. Dergleichen habe ich schon oft gehört und gelesen, in Diskussionen als Argument verwandt, wenn es wieder einmal galt, die ungerechte Verteilung der Vermögensverhältnisse zu geißeln. Gern wird dann auch auf das anschauliche Bild von der auseinanderklaffenden Schere zurückgegriffen, wonach Arm und Reich immer mehr auseinanderdriften. Und was folgt aus all diesen Feststellungen? Kaum etwas.

Als ich 1972 mit einem meiner ersten Plakate an die Öffentlichkeit  trat, hagelte es Proteste und Prozesse. Der Slogan „Die Reichen müssen noch reicher werden. Deshalb CDU“ sollte mir verboten werden, obwohl die damalige Vermögensverteilung auf den satirischen Punkt  gebracht  wurde. Zu Zeiten von Rot-Grün wurde mir häufig geraten, die CDU als Absender der frohen Botschaft durch das SPD-Kürzel zu ersetzen. Heute ist die Urfassung wieder aktuell. 

Wer sich jenseits von Armuts- und Reichtumsberichten einen Überblick über den aktuellen Reichtumsstand verschaffen möchte, der lese die mit Kunstmarkt überschriebenen Seiten einschlägiger Drucksachen. So war ein Bericht über die Londoner Abendauktion bei Sotheby’s im Oktober besonders informativ. Berichtet wurde von einem Rekordergebnis  für das teuerste Werk eines lebenden Künstlers. Die Rede war von Gerhard Richters Gemälde „Abstraktes Bild 809-4“, das dem Käufer 34,9 Millionen Dollar wert war. Für den Glamourfaktor sorgte, dass es sich bei dem Vorbesitzer um den Rockmusiker Eric Clapton handelte, der das 1994 entstandene Bild bei Sotheby’s in New York vor elf Jahren für „nur“ 3,4 Millionen Dollar erworben hatte.  Allerdings für ein Tryptichon, aus dem nun ein Teil versteigert wurde. Wie es heißt, habe es zum Schluss der Auktion eine Bieterschlacht zwischen zwei Interessenten gegeben. Die Gebote seien im finalen Wettkampf in 500.000-Pfund-Schritten abgegeben worden. Richter selbst hat diese Preisentwicklung als „obszön“ bezeichnet, ohne diese Rallye stoppen zu können.

Es gibt inzwischen eine Reichtumskaste, die sich längst vom prekären Rest der Gesellschaft abgekoppelt hat und nur noch global zu fassen ist. Dazu passt eine kleine Nachricht von der Wall Street. Danach rechnet die Hälfte der dort Beschäftigten mit einem höheren Bonus als im Vorjahr. Laut Bloomberg waren die Beschäftigten von Hedgefonds besonders optimistisch.

Auch die Vermögenden werden derzeit von Ängsten geplagt. Sehen die einen ihr Heil im Erwerb von Grundeigentum, flüchten andere ins Gold oder in Kunst. Dass es dabei um gut abgehangene Ware geht, versteht sich von selbst. Nicht nur die reichen Griechen versuchen, ihr Geld vor Fiskus und Vaterland in Sicherheit zu bringen.

So machen derzeit russische Oligarchen ungewollt von sich reden, die ihr Schwarzgeld bei zypriotischen  Banken verstecken und damit diese in eine Schieflage gebracht haben, die diese dreist nach den europäischen Rettungsschirmen rufen  lässt. Nachdem die Schweiz als Parkplatz für flüchtendes Kapital zu unwirtlich geworden ist, bietet sich Singapur als Feste Burg an. Das ist die saubere Enklave in der man für das Wegwerfen einer Kippe bestraft werden kann. Nicht jedoch für das Verstecken von gehorteter Schätze im „ultimate safe“ des „Singapore Freeport“, der übrigens von Schweizer Architekten erbaut wurde. 

Was machen die  Prekarianer aller Länder? Sie jagten die letzten Kröten als Chinaböller in die Luft. Prosit Neujahr!  

Öffentlich-Rechtliche verteidigen!

Kolumne 20. Dezember 2012

Ja, ich werde meinen Rundfunkbeitrag klaglos zahlen, der ab Januar für jeden Haushalt – egal, mit welchem Gerät gesehen oder gehört wird, fällig ist. Und weil in meinem Heidelberger Büro, das zugleich als Kommunikationszentrum dient, auch ein Fernseher steht, werde ich wohl künftig draufzahlen müssen. Das mag ungerecht erscheinen, weil der TV-Zuschauer allem technischen Fortschritt zum Trotz in einem Augenblick doch immer nur an einem Ort zappen kann. Doch ich bin und bleibe ein Fossil, das meint, ein Geld verdienender Mensch, der ein Gemeinwesen nutzt, hat dieses auch zu unterhalten.

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„O alte Burschenherrlichkeit“

Kolumne 16. November 2012

Auch wenn offiziell nur die 3. Strophe mit Gesang zu hören ist, so wird „die Deutsche Burschenschaft bei ihren Veranstaltungen weiterhin das von ihrem Verbandsbruder Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasste ‚Lied der Deutschen‘ in allen drei Strophen singen.“ Das beschloss der Burschentag vor zwanzig Jahren in Eisenach. Und das gilt noch heute. Über die schwammigen Grenzen von treu deutschem Patriotismus und finsterem „Deutschland, Deutschland über alles“-Nationalismus hinweg haben die Burschenschaften viel dazu getan, dass kaum auszumachen ist, wo der rechtsextreme Rand der Rechtskonservativen beginnt.

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Konsequent  insolvent

Kolumne 25. Oktober 2012

Die Insolvenzankündigung einer wichtigen deutschen Nachrichtenagentur hat selbst einen besonderen Nachrichtenwert. Wobei einige der dapd-Mitarbeiter durchaus schon auf Erfahrungen mit den Existenzkrisen des Vorgängers ddp verweisen konnten. Zwei Investoren, V. und L., die bislang ihr Geld damit verdienten, marode Unternehmen billig zu erwerben, von Personal zu befreien – was man auch „umstrukturieren“ nennt – und mit Gewinn zu verkaufen, hatten sich in die Journalistikbranche aufgemacht.

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Reisen bildet

Kolumne Oktober 2012

Die schlichte Volksweisheit  „Reisen bildet“ schleppt sich nun schon durch die Generationen, ohne dass der Wahrheitsgehalt dieser Behauptung noch hinterfragt würde. Als obsessiver Bahnfahrer verschaffe ich mir immer wieder Bildungserlebnisse der besonderen Art. Es sind die liegengebliebenen herrenlosen Drucksachen, die es mir angetan haben. So ist das Gratisblatt „20 Minuten“ in den aus Basel kommenden Zügen jedes Mal eine Fundgarantie. 

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Neueste soziale Marktwirtschaft

Kolumne 21. September 2012

In den vergangenen Wochen wurde viel mit Zahlen um sich geworfen. Gerade erst lasen wir den Entwurf zum vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der schonungslos offenlegte, dass eine Upperclass, sprich ein Hundertstel der Haushalte, über ein Viertel des Volksvermögens verfügt, während die Hälfte der Deutschen nur ein Prozent des Gesamtvermögens besitzt. Dass diese keineswegs neue Erkenntnis soviel Staub aufwirbelt und für gehörigen Zwist im Kabinett sorgt, zeigt immerhin, wie blank die Nerven liegen. Die soziale Schieflage weist keineswegs in Richtung Stabilisierung.

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Vorsicht Kunst!

Kolumne September 2012

Wie oft bin ich schon – gelegentlich auch lauernd – gefragt worden, ob ich denn glauben würde, dass man mit Kunst etwas bewirken könne. Eine meiner Standardantworten, dass die Kunst zunächst gar nichts müsse, es aber allemal spannend sei, wenn sich beispielsweise Kunst und Politik aneinander produktiv reiben würden, provozierte meist neue Fragen. Denn so einfach zu beantworten ist diese Frage nicht. Schon der Kunstbegriff entzieht sich einer verbindlichen Definition. Und mit welcher Maßeinheit misst man Wirkung?

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