Aktuelles

Freund und Feind

Ein ukrainisches Amt darf keine schwarze Liste veröffentlichen, auf der Demokraten und Demokratinnen stehen. Die Kolumne vom 25.08.2022

Das war ein unerhörter Vorgang: Am 14. Juli veröffentlichte eine ukrainische Regierungsbehörde, die sich dem Kampf gegen Desinformation widmet, auf ihren Internetseiten eine schwarze Liste von 75 „Informationsterroristen“, auf der Rolf Mützenich mit Name und Passbild erschien.

Screenshot der Internetseite des „Zentrums gegen Desinformation“ vom 14.07. bis etwa 15.08.2022

Außer dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion fanden sich auch die Autorin Alice Schwarzer sowie die namhaften deutschen Politikwissenschaftler Christian Hacke und Johannes Varwick auf diesem digitalen Fahndungsplakat. Sie alle, so behauptet das  Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation beim Nationalen Sicherheitsrat der Ukraine, betrieben das Geschäft der russischen Propaganda und würden deren Lügen verbreiten. 

Freund und Feind weiterlesen

Pressegespräch zur Wählerinitiative für Martin Schulz

am 13. September 2017 in der „Ständigen Vertretung“ am Berliner Schiffbauerdamm

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

mit Friedrich Schorlemmer, Sebastian Krumbiegel, Klaus Staeck und Eva Menasse; Kamera und Schnitt: James A. Wehse, Zeitzeugen TV
Die Initiative wurde vorgestellt von Friedrich Schorlemmer, Klaus Staeck, Eva Menasse und Sebastian Krumbiegel. Foto: Manfred Mayer

Retrospektive in Berg am Starnberger See

Die QUH präsentiert die große Staeck-Retrospektive im Berger Marstall:

  • Vernissage 31.9. 18 Uhr Gespräch mit dem Staeck-Freund Johano Strasser
  • Ausstellung  1.-3.11. täglich von 15-20 Uhr
  • Filmvorführung 2.11. 20 Uhr / “Die Kunst findet nicht im Saale statt” / ARD-Dokumentation. von Andreas Ammer in der “Was mit Ton”-Galerie (Marstall)

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Wer ist dieser Klaus Staeck, dem die QUH in Berg Anfang November die große Retrospektive “Nichts ist erledigt” widmet, die in Zusammenarbeit mit dem Künstler entsteht? – Überspitzt gesagt: Lange bevor Jan Böhmermann im Fernsehen die Grenzen der Satire austestete, tat dies Klaus Staeck im Bereich der Kunst. Ein Beispiel: Sein Plakat “Alle reden vom Frieden. Wir nicht”, für das er gleich sechs Mal verklagt wurde:

„Zweckverband der Rüstungsindustrie“, Plakat/Postkarte 1981

„Flagge zeigen“: Kultur-Spaziergang für Demokratie durch Penzberg

Die AWO der bayerischen Stadt Penzberg zeigt bis zum 29. November die Ausstellung „Flagge zeigen für Demokratie. Gegen Gewalt und Fremdenhass“ an vielen Orten der Stadt. (Link zu merkur.de)

Flagge zeigen: AWO-Vorsitzende Ute Frohwein-Sendl zeigt drei der Plakate: von (v.l.) Max Bill, Christo und A.R. Penck. © Wolfgang Schörner

Initiiert wurde die Sammlung mit Plakaten von 38 Künstlern im Jahre 1994 von Klaus Staeck. Die Wanderausstellung fand bisher mehr als 160 mal statt. Sie zeigt unter anderen Arbeiten von Christo, Tomi Ungerer, Hanne Darboven, Rupprecht Geiger, Kirsten Klöckner, Harald Naegeli, Daniel Spoerri, Günther Uecker und dem BAP-Sänger Wolfgang Niedecken.

Das Thema sei aktuell, meint die AWO-Ortsvorsitzende Ute Frohwein-Sendl, weil „die Abneigung auf alles Unbekannte und Fremde immer lauter“ werde.

Deshalb habe sich der Ortsvorstand entschlossen, die Sammlung in die Stadt zu holen. Um die Menschen wachzurütteln und zum Nachdenken zu bringen. „Man muss sich wieder um Demokratie bemühen“, mahnt Frohwein-Sendl. Gerade Penzberg mit seinen Bürgern aus über 90 Nationen sei doch ein Beispiel für „ein schönes Miteinander“, geprägt von Respekt, ist die AWO-Chefin überzeugt. „Das muss man bewahren.“

Im Vorstand habe man sich bewusst entschieden, die DIN-A1-Werke nicht an einem Ort zu präsentieren – sondern in der Stadt verteilt. „Wir wollen es da machen, wo die Leute sowieso hingehen“, hofft Frohwein-Sendl somit auf eine größere Resonanz. Institutionen, Geschäfte, öffentliche Einrichtung, Glaubensgemeinschaften, auch drei Schulen machen mit. „Wir brauchen alle Menschen, egal welchen Glaubens und welcher Hautfarbe – für ein gutes Miteinander!“, hatte Frohwein-Sendl im Vorfeld in einem Schreiben um Teilnehmer geworben.

Interessenten können die Ausstellung nach dem 29. November für weitere Präsentationen ausleihen. (mit Material von merkur.de)

Widerstand gegen eine „Überführung“

Eine Abschaffung von 3sat wäre eine Absage an den Kulturauftrag des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kolumne vom 17.10.2024

Offenbar hat niemand in den Staatskanzleien damit gerechnet, dass sich in wenigen Tagen 140.000 Unterschriften von Leuten einsammeln lassen, denen etwas am Überleben des Senders 3sat liegt. Auch in den Printmedien waren mehrheitlich Wortmeldungen der Solidarität zu lesen, weil zu offensichtlich war: wenn gespart werden soll, dann zuallererst an der Kultur. 

3sat will am 1. Dezember 2024 sein 40jähriges Bestehen feiern.

Widerstand gegen eine „Überführung“ weiterlesen

Wird 3sat zum Opfer einer Rundfunkreform?


Die Ministerpräsidenten der Bundesländer haben am 26. September 2024 einen Staatsvertragsentwurf zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks veröffentlicht. Bis zum 11. Oktober 2024  können Anregungen und Anmerkungen zu den Vorschlägen eingereicht werden. Wesentliche Inhalte der Reformvorschläge sind in einer Präsentation zusammengefasst.

Viel Aufmerksamkeit und erste Stimmen des Protests findet eine Empfehlung zur „Stärkung der Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen Sender“: die mögliche Überführung des Kultursenders 3sat in das Programm von ARTE.

Hierzu die Wortmeldung von Klaus Staeck, der sich als Präsident der Akademie der Künste mehrfach für die Stärkung des Kulturauftrags des öffentlichen Rundfunks öffentlich eingesetzt hat:

Eine Wortmeldung zur Rundfunkreform

Zunächst ist zu begrüßen, dass die Regierungen der Bundesländer endlich einen Staatsvertragsentwurf zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgelegt haben. Dessen Auftrag soll „qualitativ gestärkt und quantitativ gesenkt“ werden.

In der Tat ist es sinnvoll zu prüfen, ob 70 Rundfunksender dem tatsächlichen Bedarf der Hörerinnen und Hörer entsprechen. Aber es sollte vor allem den Programmverantwortlichen in den Sendern ein entscheidendes Mitspracherecht gewährt werden, wo eingespart wird, wo Doppelangebote vermieden werden könnten.

Angesichts einer bereits vollzogenen Reduzierung von Literatur- und Kultursendungen bei einigen Anstalten warne ich davor, mit der Ausdünnung gerade auf dem Feld von Kultur, Bildung und Wissenschaft Brachland zu schaffen.

Mein scharfer Protest – und damit bin ich zum Glück nicht allein – gilt der erklärten Absicht, den Programminhalt von 3sat „teilweise oder vollständig“ in das Programm von ARTE zu „überführen“. Oder klar ausgedrückt: den auf deutsch-österreichisch-schweizer Basis existierenden Kultursender 3sat letztlich zu liquidieren.

Beide Sender haben seit ihrer Einführung vor 40 und 32 Jahren auf beeindruckende Weise ihre Existenzberechtigung bewiesen. So wie der auf einem deutsch-französischen Staatsvertrag mit zahlreichen europäischen Anstalten verbundene Sender ARTE mit einer Vielzahl von Themenabenden, Dokumentationen und Reportagen nicht nur kulturpolitische Aufklärungsarbeit leistet, sondern auch wachsenden antidemokratischen Tendenzen entgegenwirkt, kommt 3sat nicht weniger Bedeutung zu. Allein dessen tägliches Magazin „Kulturzeit“ ist nicht nur für mich sondern für eine Vielzahl von Kollegen aus allen Bereichen der Künste unverzichtbares Informationsprogramm.

Es kann nicht die Absicht der Regierungschefs und -chefinnen der Bundesländer sein, ausgerechnet den Kulturauftrag des ÖRR durch die Streichung eines Kultursenders (getarnt als „Überführung“) in Frage zu stellen.

Es kommt jetzt darauf an, die Rundfunkkommission der Länder aufzufordern, die Vielfalt anspruchsvoller Programmangebote nicht mit leichfertigen Empfehlungen und Beschlüssen einzuschränken! Die Frist für Stellungnahmen zu den Reformvorschlägen ist bis zum 11. Oktober beschränkt. Eine ernsthafte Diskussion und die sich mehrenden Stimmen des Protests gegen eine Schließung von 3sat werden sich nicht mit diesem Datum erledigt haben.

Prof. Klaus Staeck

Heidelberg, den 3. Oktober 2024

_______________________

Widerstand gegen eine „Überführung“. Kolumne in der Frankfurter Rundschau vom 17.10.2024

Akademie der Künste spricht sich gegen die Abschaffung von 3sat unter dem Deckmantel der „Überführung von Inhalten“ aus. Für die Stärkung des Kultur- und Bildungsauftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Beitrag von Radio 3 des RBB am 9.Oktober zu den Protesten gegen das mögliche Aus von 3sat: Link zur Sendung

Hier können Sie die Petition der Journalistin Katja Riha, gerichtet an die Rundfunkkommission, die Ministerpräsidentenkonferenz und an Kultur-Staatsministerin Claudia Roth, unterzeichnen:

Rettet 3sat – unser Kultursender darf nicht verschwinden!

Bereits mehr als 137.000 Unterzeichner!

Die Liste der Erstunterzeichner:

Prof. Dr. Hubertus von Amelunxen (Kunst- und Kulturwissenschaftler)

Rosa Barba (Künstlerin und Filmemacherin) 

Gerhart Baum (Politiker)

Renate Liesmann-Baum (Musikwissenschaftlerin) 

Sibylle Berg (Schriftstellerin und Politikerin) 

Candice Breitz (Künstlerin) 

Klaus vom Bruch (Medienkünstler)

Thomas Brussig (Schriftsteller und Drehbuchautor) 

Prof. Michael Brynntrup (Filmemacher und Videokünstler)

Prof. Dr. Michael Buback (Wissenschaftler und Buchautor) 

Elisabeth Buback (Lehrerin und Buchautorin) 

Jan Delay (Musiker) 

Alfred Dorfer (Autor, Satiriker / Österreich) 

Dr. Julia Draganović (Kuratorin und Kulturmanagerin) 

Ute Eskildsen (Fotografin und Kuratorin) 

Ines Geipel (Schriftstellerin und Publizistin)

Dr. Rolf Gössner (Jurist und Publizist)

Thomas Florschuetz (Künstler)

Prof. Dr. Hajo Funke (Politikwissenschaftler) 

Hubert von Goisern (Musiker, Salzburg / Österreich) 

Elke Heidenreich (Autorin) 

Renate Herre (Verlegerin) 

Kathleen Hildebrand (Journalistin) 

Charly Hübner (Schauspieler und Regisseur)

Andreas Isenschmid (Literaturkritiker)

Daniel Kothenschulte (Filmkritiker) 

Peter Kraus vom Cleff (Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels)

Prof. Dr. Robert Kudielka (Kunstwissenschaftler) 

Jo Lendle (Schriftsteller und Verleger) 

Prof. Andreas Magdanz (Fotograf) 

Kristof Magnusson (Schriftsteller) 

Ulrich Matthes (Schauspieler) 

Prof. Bjørn Melhus (Künstler) 

Helke Misselwitz (Regisseurin)

Prof. Dr. Rainer Moritz (Literaturkritiker, Literaturhaus HH)

Ersan Mondtag (Künstler und Theaterregisseur)

Wolfgang Niedecken (Musiker)

Prof. Marcel Odenbach (Künstler) 

Falk Richter (Theaterautor und Regisseur)

Clemens Riha (Journalist) 

Prof.Ulrike Rosenbach (Künstlerin)

Julian Rosefeldt (Filmkünstler und Regisseur)

Karin Sander (Künstlerin) 

Rocko Schamoni (Künstler) 

Denis Scheck (Literaturkritiker und Journalist)

Karin Schmidt-Friderichs (Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels) 

Heide Schneider-Sonnemann (Rechtsanwältin) 

Martin Sonneborn (Satriker, Journalist, Politiker) 

Klaus Staeck (Grafikdesigner und Karikaturist)

Prof. Jan Standke (Vorsitzender AKJ e.V.) 

Prof.Dr. Bernd Stegemann (Dramaturg und Autor) 

Berit Stumpf (Performance – Künstlerin und Schauspielerin)

Bastian Trost (Performer, Schauspieler) 

Prof. Manos Tsangaris (Präsident der Akademie der Künste, Berlin)

Oliver Vogel (verlegerischer Geschäftsführer) 

Insa Wilke (Literaturkritikerin und Moderatorin)

Hubert Winkels (Literaturkritiker) 

Prof. Dr. Siegfried Zielinski (Medientheoretiker) 

Slavoj Žižek (Philosoph)

MEMORIAL – Das andere Russland

Wie Putin Kafka in den Schatten stellt und warum wir uns mit den Menschen, die nicht wegschauen, solidarisch zeigen sollten. Kolumne vom 18.09.2024

Als vor zwei Jahren am 7. Oktober der neue Träger des Friedensnobelpreises bekanntgegeben wurde, dauerte es nur wenige Stunden, bis die Eingangstüren des Moskauer Büros von MEMORIAL bildmächtig für das russische Propagandafernsehen mit Handschellen verschlossen wurden. Der Staat beschlagnahmte per Gerichtsverfügung das Gebäude. Die 1989 gegründete wichtigste Menschenrechtsorganisation Russlands sollte endgültig liquidiert werden. Denn die Hilfe für die Opfer von Repressionen, der Kampf gegen staatliche Gewalt und die Enthüllung der Verbrechen der Stalinzeit gefährdeten zunehmend das Putinregime und seine neostalinistische Orientierung.

MEMORIAL – Das andere Russland weiterlesen

Die Kunst findet nicht im Saale statt!

Der politische Plakatkünstler Klaus Staeck

Die Premiere fand am 5.12.2019 zur Filmschau Baden-Württemberg in Stuttgart statt. Jetzt ist der Film von Andreas Ammer, mit freundlicher Genehmigung des SWR, wieder online über Vimeo abrufbar.

Videostill: SWR Mediathek

Aus dem Pressetext: „Staeck wurde 1938 geboren. Das heißt, er gehört zu jener Generation von deutschen Intellektuellen, deren bewusstes Leben mit der Geschichte der Bundesrepublik in Eins fällt. Er hat diese Geschichte nicht nur künstlerisch begleitet und politisch kommentiert, sondern ist gestaltend ihr Teil geworden. Klaus Staeck gilt als bedeutendster politischer Grafiker und Plakatkünstler der Bundesrepublik, der mit seiner Kunst seit Ende der sechziger Jahre immer wieder pointiert und provokant die Missstände in Politik und Gesellschaft anprangert.

Andreas Ammer zeigt in seinem Dokumentarfilm ein eindrucksvolles, inspirierendes Bild des Künstlers, Aktivisten und Menschen Klaus Staeck. Er begibt sich mit ihm auf die Spuren seiner Kindheit in Bitterfeld, begleitet ihn zu wichtigen Stationen seines künstlerischen Schaffens in Heidelberg und Berlin und lässt Weggefährten aus Kunst und Politik zu Wort kommen – darunter der weltweit gefragte Verleger Gerhard Steidl sowie Martin Schulz und Monika Grütters. Dabei springt Ammer immer wieder zwischen den Zeiten – dem jungen und dem nun über 80-jährigen Klaus Staeck. Private Filmaufnahmen Staecks geben Einblicke in die frühe Zeit seiner Aktionskunst. Der Film erzählt spannend, informativ und einfühlsam – mit schönen Ruhepunkten, die Andreas Ammer gefühlvoll musikalisch untermalt.“

Stuttgarter Zeitung, 9.12.2019: „Manche Dinge darf man wirklich nicht sagen“

Zum Tod von Friedrich Schorlemmer

Friedrich Schorlemmer gemeinsam mit Eva Menasse und Sebastian Krumbiegel im September 2017 bei einer Pressekonferenz der „Aktion für mehr Demokratie“ in der Berliner „Ständigen Vertretung“

Friedrich Schorlemmer, als Theologe, Bürgerrechtler und Publizist der streitbare Kämpfer für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit, ist am 8. September gestorben.

„Demokratie nicht den anderen überlassen – sonst geht sie kaputt.“ Selber mitmischen, selber Verantwortung und das Risiko des öffentlichen Wortes übernehmen – das sei die Haltung Friedrich Schorlemmers gewesen, mit der er in Erinnerung bleiben werde, sagte Wolfgang Thierse in „Fazit“ vom Deutschlandfunk Kultur.

In der gleichen Sendung fragte Vladimir Balzer Klaus Staeck, wie er sich an den Freund erinnert.

Wenn man nur auf seine wenigen kleinen persönlichen Schritte schaut und resigniert, ist man falsch dran. Man ist Teil einer großen Hoffnungs- und Utopie-Bewegung, dass Gerechtigkeit möglich ist, dass wir in Frieden beisammen wohnen können und dass wir die uns umgebende Natur nicht nur nutzen, sondern auch preisen.

Friedrich Schorlemmer

Rundfunkanstalten unter Reformdruck

Der öffentliche Rundfunk braucht ein Konzept. Herausforderungen sind die sich ändernden Gewohnheiten der Menschen und die Übermacht großer Internetkonzerne. Höckes AfD will den „Grundfunk“. Kolumne vom 22.08.2024

„Nicht Ruhe, nicht Unterwürfigkeit gegenüber der Obrigkeit ist die erste Bürgerpflicht, sondern Kritik und ständige demokratische Wachsamkeit.“ 

Worte des IG-Metall Vorsitzenden Otto Brenner aus dem unruhigen Jahr 1968 – damals wie heute gültig. Die nach ihm benannte Stiftung der Gewerkschaft, die unter anderem wesentliche Expertisen zur Medienpolitik veröffentlicht hat, wählte sich das Zitat als Leitmotiv. Vor wenigen Wochen hat die Otto-Brenner-Stiftung ihre jüngste Studie zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgelegt, die keinen Zweifel daran läßt, dass künftige Medienstaatsverträge und vor allem die Akteure in den Sendern diesem Rundfunk-System das Überleben sichern müssen. 

Rundfunkanstalten unter Reformdruck weiterlesen

Oleg Orlow ist frei!

Orlow, einer der führenden Vertreter der Organisation Memorial, 2022 ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis, wurde im Februar 2024 zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Weil er an Anti-Kriegsdemonstrationen teilgenommen und einen Artikel veröffentlicht hatte, in dem er schrieb, dass Russland in den Faschismus abgeglitten sei, verurteilte ihn ein Moskauer Gericht wegen Diskreditierung der Streitkräfte. Im Gegensatz zu vielen anderen Kritikern des Kreml war der Co-Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation Memorial in Russland geblieben, um seine Aktionen gegen das Putin-Regime fortzusetzen.

Am 1. August 2024 wurde er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs, bei dem u.a. der „Tiergartenmörder“ Krassikow im Gegenzug nach Moskau überstellt und von Putin auf dem Roten Teppich empfangen wurde, freigelassen.

Akademiepräsident György Konrád hatte im März 2003 Oleg Orlow und Sergej Kowaljow (v.l.n.r.) als Repräsentanten von MEMORIAL nach Berlin eingeladen.

Oleg Orlow war für die Akademie der Künste ein wichtiger Partner für Beziehungen zur Organisation Memorial. Mehrfach war er zu Gast in der Akademie.

Bissige Plakatkunst – Klaus Staeck in der Stuttgarter Staatsgalerie

Beitrag von Silke Arning, SWR Kultur, 23.7.2024

Mit scharfem Blick und noch schärferen Worten nimmt der Heidelberger Grafiker und Aktivist Klaus Staeck das politische Weltgeschehen aufs Korn. Mit seinen Plakaten und Postkarten mischt er sich in aktuelle Themen wie Krieg, Flucht, Migration, Umweltschutz und Artensterben ein. Die Stuttgarter Staatsgalerie, die über eine umfangreiche Plakatsammlung verfügt, zeigt eine Auswahl Staeck-Plakate von den 1970ern bis 1990ern – auch um die Aktualität dieser Werke zu demonstrieren.

Klick auf das Bild: Link zur Hörfassung

Kunst-Klassiker ironisch kommentiert

Albrecht Dürer, Édouard Manet, Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg, Eugène Delacroix: Man könnte sich in einer Sammlung Großer Meister wähnen, wären da nicht diese sehr pointierten, ironischen Anmerkungen, mit denen Klaus Staeck seine Plakate gespickt hat. Da Vincis „Mona Lisa“ lächelt vom Rollstuhl aus. Darüber der Kommentar: „Niemand ist vollkommen“.

Spitzwegs „Armer Poet“ sinniert unter der fett gedruckten Überschrift: „Nur die Armut gebiert Großes“. Unterschrift: „Autoren fordern Tarifverträge.“ 

„Niemand ist vollkommen“: Klaus Staecks Version der Mona Lisa sitzt im Rollstuhl.

Nahbare Kunst

Diese Klassiker der Kunstgeschichte, die vom Heidelberger Grafiker und Aktivist Klaus Staeck bearbeitet wurden, habe sie ganz bewusst für diese Ausstellung zusammengestellt, sagt Karin Eisenkrein, wissenschaftliche Volontärin an der Stuttgarter Staatsgalerie.

„Es geht eigentlich darum zu zeigen, dass Kunst, wenn sie im Museum hängt, und gerade wenn sie unter Glas ist, wenn sie in einer Vitrine liegt, auf den ersten Blick etwas unnahbar scheint“, so Eisenkrein. „Und er versucht eben dadurch, dass er sie auf Plakate druckt – und Plakate sind für die Öffentlichkeit bestimmt, für den öffentlichen Raum, für den Außenbereich – diese in die Gesellschaft zurückholt und sie zum Teil des politischen Diskurses macht.“             

Kleine Sticker weisen den Weg in die Gegenwart: Die Apokalyptischen Reiter nach Albrecht Dürer von Plakatkünstler Klaus Staeck.

Es ist faszinierend, mit wie wenig Mitteln der Plakatkünstler Staeck maximale Wirkung erzeugt. Dürers „Apokalyptische Reiter“, eine schwarz-weiße Grafik, bekommen lediglich vier dicke rote Aufkleber verpasst: „Amazon, Facebook, Google und Apple“.  

Sehr subtil auch die Eingriffe bei der kleinen Gesellschaft von Manets „Frühstück im Grünen“: im Hintergrund parkt der Mercedes, Kühltasche und Cola-Dosen sind auch dabei. Geradezu harmonisch integrieren sie sich in das Picknickvergnügen.

„Störer der bequemen Verhältnisse“

Mit seiner Arbeit in die Öffentlichkeit zu kommen, ist für den „Störer der bequemen Verhältnisse“, wie sich Klaus Staeck selbst betitelt, durchaus eine Herausforderung.

Bereits 1971: Weil seine signierten und nummerierten Siebdrucke sowie Holzschnitte mit 25,30 DM den kleineren Galerien zu teuer sind, lässt er anlässlich der großen Dürer-Ausstellung 1971 in Nürnberg einen Versuchsballon platzen. Sein Motiv: Dürers Mutter – versehen mit der Unterschrift „Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?“ 

„Er hat von seinem Partner, dem Drucker und Verleger Gerhard Steidl, 330 Plakate dieses Motivs drucken lassen, die sie dann im Rahmen der Plakat-Aktion anonym an Litfaßsäulen angebracht haben. Von dieser Aktion wusste niemand und die Resonanz war natürlich groß. Die Aktion sorgte für sehr viel Aufmerksamkeit. Ein glücklicher Zufall war, dass zur selben Zeit der Haus- und Grundbesitzerverein in Nürnberg tagte, die öffentliche Wirkung dadurch verstärkt wurde. Und seitdem ist er eben beim Plakat geblieben“, sagt Karin Eisenkrein.

Klaus Staeck, Neue Ernte, 1986, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung (erworben 1987: Land Baden-Württemberg).

Plakat als Werkzeug im gesellschaftspolitischen Diskurs

Der Jurist und Aktivist Klaus Staeck, der aus der DDR 1956 nach Heidelberg gezogen ist, entdeckt das Plakat als Werkzeug, um sich zunehmend in gesellschaftspolitische Diskussionen einzubringen.

Und seine Kommentare sind ätzend: Vor dem Hintergrund einer vermüllten und mit Abgaswolken geschwärzten Landschaft posiert ein Hochzeitspaar. Überschrift. „Bis dass der Erstickungstod uns scheidet“. Mit diesem Plakat geht Staeck ganz direkt auf Konfrontation mit der Politik, in diesem Fall mit dem hessischen Umweltministerium.

Staeck-Plakate lösen „Bonner Bildersturm“ aus

1976 kommt es zu einem Vorfall, der als „Bonner Bildersturm“ in die Geschichte eingegangen ist, sagt Karin Eisenkrein von der Stuttgarter Staatsgalerie: „Wo eben Abgeordnete Staeck-Plakate, die in der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn ausgestellt waren, von den Wänden rissen und zerrissen. Als Reaktion darauf schuf er das Plakat ,Auf Eigentum kommt es hier nicht an‘, was eben eine Fotografie dieses Vorfalls und der am Boden liegenden zerrissenen Plakate zur Grundlage hat. Also das waren eben Parteien, die sich aufgrund der drastischen Motive angegriffen gefühlt haben.“

„In jedem Urlaub werden Millionen Deutsche zu Ausländern“ textet Klaus Staeck zur perfekten Urlaubsidylle. Mit Plakaten wie diesem will der Künstler aufrütteln und Diskurse mitgestalten.

Umweltverschmutzung und Artensterben, Aufrüstung, Krieg und Flucht: Die Ausstellung „Vorsicht Kunst! Das politische Plakat von Klaus Staeck“ im Grafik-Kabinett führt auf unspektakuläre Weise vor, dass sich die Themen seit 50 Jahren eigentlich nicht verändert haben.

Das ist einfach nur sehr ernüchternd, zuweilen auch beschämend. So zeigt ein Plakat eine Szene aus dem Traumurlaub: ein junges Pärchen beim Sonnenbaden, weißer Sandstrand, grüne Palmen und herrlich blauer Himmel. Die perfekte Idylle. Darunter der trockene Kommentar von Klaus Staeck. „In jedem Urlaub werden Millionen Deutsche zu Ausländern.“

Die Ausstellung „Vorsicht Kunst! Das politische Plakat von Klaus Staeck“ ist noch bis 29. September 2024 im Grafik-Kabinett der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen.