Kolumne Mai 2008
Was machen die deutschen Manager bloß falsch? Hätten sie sich ein Beispiel am Hedgefonds-Spezialisten John Paulson genommen. Dann müssten sie sich nicht mehr mit läppischen Millionenbeträgen begnügen. Sondern hätten am Jahresende gleich das Hundert- oder Tausendfache auf dem Konto. Auch die Medien würden sie deswegen nicht mehr wochenlang prügeln.
Auf wessen Kosten der „King of Cash“ knapp vier Milliarden Dollar verdient hat, war den deutschen Blättern nämlich kaum eine Meldung wert. Stattdessen regierte in den Schlagzeilen das üppige Dekolleté der Kanzlerin. Angesichts des astronomischen Salärs blieb den Wirtschaftsredakteuren entweder nur die Spucke weg oder der Mut zu Kritik. Dabei steckt hinter der „tollsten Zurschaustellung privater Vermögensbildung in der modernen Finanzgeschichte“ wirklich eine Wahnsinnsstory.
Dass Paulson den finanziellen Ruin von Millionen Menschen ausnutzt, um damit Milliarden von Dollars zu scheffeln, will eben nicht so recht bis zum Bundesbürger vordringen. „Achte auf den Abwärtstrend, und der Aufwärtstrend wird sich von selbst erledigen“, lautet seine gewinnbringende Devise. Von allen Finanzhaien der Wall Street hat er das größte Gespür für den Abwärtstrend der Immobilienbranche bewiesen. Und fette Beute gemacht, als er darauf spekulierte, dass die amerikanischen Hausbesitzer die Wucherzinsen der inflationär vergebenen Billigkredite nicht mehr bedienen können und mit ihren Banken bankrott gehen. Jetzt sind nicht nur die Amerikaner, sondern auch die deutschen Steuerzahler angeschmiert. Sie zahlen die Zeche der deutschen Banken, die dort verlustreich mitgemischt haben und jetzt nach Vater Staat rufen. So wie Josef Ackermann, der urplötzlich den Glauben an die Selbstheilungskräfte des Marktes verloren hat und den von der Deutschen Bank propagierten Raubtierkapitalismus kurzerhand unterschlägt.
Hedgefonds-Manager schlagen ja mitunter ebenso merkwürdige, aber besser getarnte Volten. Obwohl man diesen „Heuschrecken“ wahrlich nicht nachsagen kann, sie hätten etwas für den Erhalt ihrer Umwelt übrig, investieren sie seit kurzem auch in zukunftsträchtige Klimatechnologien. Doch Heuschrecken ist naturgemäß egal, welches Schlachtfeld sie hinterlassen. Hauptsache sie werden satt. Engagierten Klimaschützern darf es allerdings nicht egal sein, ob sie mit diesen Schädlingen gemeinsame Sache machen wollen. Wenn fast hundert Umweltorganisationen ihren Kampf gegen Kohlekraftwerke mit Geldern einer Stiftung finanzieren, die mit „sauberen“ Atommeilern erwirtschaftet wurden, dann sieht es mit ihrer Glaubwürdigkeit schwarz aus. Die Liebe zur Natur hat den Spendenreiz der Stiftung wohl ebenso wenig stimuliert wie Paulson das schlechte Gewissen, als er für die bankrotten Hausbesitzer gerade mal den Gegenwert seiner bescheidenen Luxusvilla in New York locker machte. Dass er dabei sein soziales Engagement hervorhob und die „räuberischen Vergabepraktiken“ der Banken anprangerte, war doch reine Ehrensache
Greenpeace ist wohl eingedenk anderer unheilvoller Bündnisse aus der Klimaallianz ausgestiegen. Möge dieser Lernprozess nicht nur bei Umweltschützern weiter fortschreiten. Denn wenn man Hedgefonds-Managern künftig auch per Gesetz besser in die Karten schauen könnte, wäre nicht nur der Natur geholfen. Also Augen auf bei denen, die von Krisen skrupellos profitieren. Die nächste Krise kommt bestimmt.