Kolumne Februar 2016
In Anbetracht der sonstigen Probleme hat die Diskussion im Vorfeld der sogenannten „Elefantenrunde“ im Fernsehen etwas Gespenstisches. Nach dem ständigen Vor und Zurück, dem Hin und Her der in Frage kommenden Teilnehmer und ihrer Sekundanten werden inzwischen wohl die wenigsten Beobachter dieses Treibens eine verlässliche Auskunft über den letzten Stand der Dinge geben können.
Den Grundstein für die allgemeine Verwirrung legte ohne Not der SWR, als er in einer Art vorauseilendem Opportunismus neben den Vertretern der im Landtag vertretenen Parteien,- auch die AfD einlud. Gemessen an ihren Umfragewerten habe sie durchaus Chancen, in die Hohen Häuser einzuziehen. Ganz nebenbei: Seit wann ist das schwankende Zahlenwerk der diversen Umfrageinstitute ein seriöser Maßstab für seriöse Entscheidungen?
Es war richtig, dass SPD und Grüne von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sich zunächst weigerten, auf die Zumutung des SWR einzugehen und ihre Teilnahme absagten. Denn die Gründe, sich mit dieser AfD nicht gemeinsam öffentlich im TV zu präsentieren, nehmen täglich zu. Sie gibt, auch durch die offensichtliche Verbrüderung mit der Pegida-Montagsgesellschaft immer offener zu erkennen, dass sie auf dem Weg zu einer NPD light unsere Form der Demokratie ablehnt.
Zu fragen bleibt, weshalb der Petry/Gauland-Verein überhaupt in die Funkhäuser drängt. Werden diese doch als Brutstätte der „Lügenpresse“, bis zu tätlichen Angriffen auf ihre Reporter, ständig verhöhnt. Dabei werden die Ansichten der AfD von der vermeintlichen „Lügenpresse“ recht breit unter die Leute gebracht. Wer kennt nicht dank Herrn Jauch Herrn Höcke, AfD-Chef von Thüringen. Und den fremdenfeindlichen Attacken einer Frau Petry kann man ohnehin kaum noch entgehen.
Es war richtig, dass sich die Ministerpräsidenten der Südländer weigerten, sich mit der AfD an einen Tisch zu setzen, als sei nichts geschehen. Leider ist nur Malu Dreyer bei ihrer Entscheidung geblieben und beweist Haltung. Dass sie daraufhin mit Unverständnis, Häme und Hass bedacht wurde, erschreckt. Von dem Grünen Kretschmann darf man wenigstens enttäuscht sein.
Wenn der SWR behauptet, die „Elefantenrunde“ am 10.März sei „das beste Podium, um alle Positionen kritisch zu hinterfragen, gerade auch extreme“, dann irrt er. Leider. Die Kollegen scheinen ihr eigenes Medium nicht zu kennen. Es sei nur an Marshall McLuhan mit seiner These erinnert „The medium is the message“. Was immer in der Runde geredet und gestritten wird, die Botschaft bleibt: Ministerpräsident und Extremist sitzen gleichrangig und gleichberechtigt an einem medialen Tisch. Das zählt.
Es reicht schon, wenn sich oft genug Talkshows als Persönlichkeitswaschanlagen versuchen. Denn die „Entlarvung“ gelingt nur in den seltensten Fällen – weil es eine Unterhaltungsshow bleibt. Ich erinnere mich an eine dieser Runden mit dem Organhändler Graf A. als Gast. Wie sehr sich die übrigen Teilnehmer auch mühten, sein Geschäftsmodell als unmoralisch und kriminell bloßzulegen – Graf A. blieb gelassen. Was immer man ihm auch vorwerfe, nach dieser Sendung würden ihm mindestens drei Nieren und eine Leber zum Kauf angeboten. Das sei für ihn entscheidend.
Wenn übrigens mein früherer Friseur der Meinung war, mit mir sei nicht mehr viel los, sagte er nur einen Satz: „Ich habe Sie lange nicht mehr im Fernsehen gesehen“. Diese Wirkung der Glotze mag man bedauern – kennen sollte man sie wenigstens.