135 Millionen

Kolumne Oktober 2016

Es gibt immer wieder Nachrichten, bei denen ich mich frage, ob ich noch von dieser Welt bin. Zuletzt ein Bericht im Wirtschaftsteil der vorletzten FAZ Sonntagszeitung. Überschrift: „135 Millionen zum Abschied. Der Monsanto-Chef hat ausgesorgt – dank Bayer“.

Bebildert ist die frohe Botschaft mit einem Foto von zwei Herren, die beim demonstrativen Händedruck so strahlen, als sei Monsanto in Sachen Gentechnik bisher nicht nur auf das Pflanzenreich beschränkt geblieben. Vor allem der eine Posierende hat gut lachen. Wann wurde einem Konzernchef schon einmal der Abgang mit einer derart gigantischen Summe vergoldet. Irgendwie passt es auch zu Monsanto. Schließlich hat sich diese global agierende Firma aus dem Agrar-/Chemie-/Pharma-Komplex ihren miserablen Ruf redlich erkämpft. Und damit der kritische Leser ob dieser Summe nicht ins Grübeln kommt, wird er durch den FAS-Autoren vorsorglich in die Neid-Ecke bugsiert. „Bevor den Mann nun der Neid erschlägt, sei angefügt: Hugh Grant hat sich seine Prämie redlich verdient. Zumindest haben die Monsanto-Aktionäre keinen Grund, sie ihm nicht zu gönnen. (…) Mehr als 1000 Prozent Rendite stehen zu Buche, Milliarden an Wert wurde geschaffen“. Eigentlich schade, dass die indischen und all die anderen betroffenen Bauern die FAS nicht lesen können.

Es ist an der Zeit, sich wieder einmal an die Ratschläge des griechischen Philosophen Platon zu erinnern. Er hat sich 350 v. Chr. unmissverständlich zum Thema Einkommen geäußert, nachzulesen in den Nomoi (Die Gesetze), Buch V, 744 B -745 B. „In einem Staate, der nicht in den schwersten Krankheitszustand verfallen soll (…) soll ebenso wenig bei einer Anzahl von Mitgliedern eine krasse Armut sich finden als ein krasser Reichtum; denn jedes davon erzeugt das andere“. Nach Platon ist es Aufgabe des Gesetzgebers „für beides eine bestimmte Grenze zu benennen“, wenn die „innere Zerspaltung und Bürgerzwist“ vermieden werden sollen. So soll „für die äußerste Grenze der Wert des Landesanteils gelten, der bleiben soll“. Gemeint ist eine Art Durchschnittseinkommen, das ein würdiges Leben ermöglicht. Von diesem Richtwert ausgehend, kann jemand das Doppelte bis zum Vierfachen erwerben. Alles darüber hinaus durch „Fund, Schenkung, Geschäftsgewinn oder irgend einen anderen derartigen glücklichen Zufall“ Erworbene, „soll er diesen Betrag dem Staate und den Schutzgöttern des Staates abgeben und dann ohne Strafe, ja in hoher Achtung bleiben“.

Man stelle sich einen Augenblick vor, unser Gesetzgeber würde Platons Empfehlungen für einen demokratisch organisierten Rechtsstaat folgen – Staats- und Kirchenkassen hätten gewiss große Mühe, die sprudelnden Steuereinnahmen zum Wohle der Bürger sinnvoll einzusetzen. Immerhin könnte der viel beklagten Schere, die zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft, wirksam begegnet werden.

Dem Leser sei überlassen, das Wievielfache zu errechnen, vergleicht man die über den „goldenen Handschlag“ transferierte Summe mit dem Einkommen der Mitarbeiter von Bayer und Monsanto. Jedenfalls sollte jeder, der sich insoweit ans Werk macht, schwindelfrei sein.

Dem US-Wahlkampf geschuldet noch ein Wort zu Bayer. Über die Mitarbeiter ihrer amerikanischen Tochter spenden die Leverkusener über 400000 Dollar an die beiden konkurrierenden Parteien: 82 Prozent an Donald Trumps Republikaner, der Rest an die Demokraten, prozentual nur übertroffen von der Deutschen Bank, die bei Trump mit 86 Prozent einsteigt.

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