Kopf hoch

Kolumne Oktober 2015

Sicher bin ich nicht der einzige, der sich noch an eine Zeit erinnert, als hierzulande an Wahlsonntagen nach dem Gottesdienst von der Kanzel darauf insistiert wurde, gefälligst das Kreuz bei den C-Parteien zu machen. Diese Art fürsorglicher Bevormundung gehört inzwischen selbst in den katholischsten Flecken der Republik weitgehend der Vergangenheit an. Schließlich bringt es die Merkel-Union bisher auch ohne den kirchlichen Segen zu Mehrheiten.

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Reinemachen im Netz

Kolumne 22. Oktober 2015

Wer noch nicht genug hat von einer Sturmflut aus Unflat und Hasstiraden gegen Flüchtlinge im Internet, der kann seit dem Juli dieses Jahres auch alles gebündelt bekommen. Der Blog nennt sich „Perlen aus Freital“ und die ihn betreiben, tun gut daran, anonym zu bleiben, wenn sie ihr Leben, zumindest ihre Gesundheit, nicht aufs Spiel setzen wollen.

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Für fairen Handel

Kolumne Oktober 2015

Je näher die für Samstag in Berlin angekündigte Großdemonstration gegen TTIP und CETA rückt, desto aufgeregter reagieren die Medien. Während die Befürworter der Freihandelsverträge von BDI bis Automobilverband sich lange eher bedeckt hielten, wollen sie nun offenbar retten, was nur schwer zu retten ist.

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Der Kampf um die Begriffe

Kolumne September 2015

Als ich 1956 die DDR illegal verließ, war ich künftig ein SBZ-Flüchtling, Republikflüchtling für die alte Heimat. Für die DDR war die Bundesrepublik nur noch die BRD und der Westteil Berlins die „Selbständige politische Einheit Westberlin“. Die DDR war sehr kreativ, wenn es um Neuschöpfungen von Begriffen ging. Die mit Selbstschussanlagen bewehrte Grenze war eine „Friedensgrenze“, die Mauer der „Antifaschistische Schutzwall“.

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Festung Europa

Kolumne 27. August 2015

Im Winter 1945 erfror meine Großmutter auf der Flucht aus Hinterpommern in einem Wald. Nach Kriegsende wurde meine Heimatstadt Bitterfeld von einer sanften Flüchtlingswelle überrascht. Es kamen vor allem katholische Sudetendeutsche – Anlass für Misstrauen in einer protestantischen Gegend. Die einquartierten Neubürger wurden nicht sehr freundlich begrüßt.

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Merkel 2021

Kolumne August 2015

Die nächste Bundestagswahl findet sicherer Voraussicht nach 2017 statt. Wir befinden uns also erst in der Mitte einer Legislaturperiode. Als vereidigter Sommerlochsachverständiger habe ich jedoch inzwischen den Eindruck, Neuwahlen stünden unmittelbar bevor. Erwartet wird, dass die amtierende Kanzlerin endlich öffentlich verbindlich erklärt, dass sie 2021 noch einmal antritt.

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Kampfmaschine Amazon

Kolumne 30. Juli 2015

Vor einigen Tagen beging Amazon  seinen 20. Geburtstag. Die deutschen Angestellten feierten auf ihre Weise mit. Sie trugen an diesem Tag T-Shirts mit dem Aufdruck „Pro Amazon – Mit Tarifvertrag“. Der Firmengründer und Chef Jeff Bezos, vom US-Wirtschaftsmagazin Fortune wegen seines Vermögens von 30 Mrd. Dollar als einer der reichsten Erdenbürger geschätzt, findet den fernen Mitarbeiterprotest verwunderlich, weil er sich für einen „fairen und verantwortungsvollen Arbeitgeber“ hält.

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Im Notfall laufen lassen

Kolumne 16. Juli 2015

Für mich sind es ausnahmsweise einmal gute Nachrichten, die mich von der Formel 1 erreichen. Aufs allerhöchste besorgt klagt sogar Bild über „Die Formel-1-Krise“.  Unüberhörbar werden die Alarmglocken laut geläutet, wenn es heißt: „Die Formel 1 entfernt sich mit Vollgas von den Fans!“ Anlass zur Jammeriade ist der Große Preis von Österreich. Hat doch das Spektakel gegenüber 2014 gut 30% an Zuschauern eingebüßt, nur noch 120 000 statt 180 000 Strecken-Fans.

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Mein Tod gehört mir 

Kolumne Juni 2015

Zu dieser Kolumne habe ich schon oft angesetzt und sie dann doch wieder beiseite gelegt. Stets gab es andere Prioritäten. Obwohl im vorgerückten Alter fällt mir die Beschäftigung mit dem Tod und dem Sterben noch schwer – oder gerade deshalb. Immerhin habe ich es notariell beglaubigt bereits zur Patientenverfügung mit Vorsorgevollmacht gebracht. Die Gefahr, einem fremdbestimmten Siechtum ausgeliefert zu sein, scheint  gebannt.  Anlass dieser Regelung „für den Fall, dass“, waren die juristischen Auseinandersetzungen um Koma-Patienten. Jedenfalls müssen jetzt Angehörige und Ärzte nicht mehr nach meinem „mutmaßlichen Patientenwillen“ fragen. 

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