Aktuelles

Viele Nette Leute

Kolumne Juni 2011

In Bahrain gibt es „viele nette Leute“. Wen könnte Formel-1-Greis Bernie Ecclestone wohl damit gemeint haben, als er jüngst die Neuauflage des Grand Prix im Wüstenstaat auf den 30. Oktober bejubelte. Bestimmt nicht die Mehrheit der rebellierenden Schiiten, die ihm schon seit Februar im wahrsten Sinne des Wortes die Tour vermasseln. Wohl eher die Macht habenden Sunniten im Lande. Wer fürs Image 25 Millionen Dollar für ein Formel 1-Rennen locker macht, dem verzeiht man auch ein paar Tote.

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Griechische Schnäppchen

Kolumne Mai 2011

„So verbrennen die Griechen die schönen Euros“ oder „Hier bettelt der Grieche um unsere Milliarden“. So hetzt seit Wochen das größte deutsche Massenblatt gegen die vermeintlich geldgierigen „Pleite-Griechen“. Nicht bestimmte Politiker oder Staatsbeamte werden für die Finanzkrise angeprangert, sondern gut elf Millionen Griechen.

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Wo ist Ai Weiwei?

Kolumne Mai 2011

Noch immer kein Lebenszeichen von dem chinesischen Künstler Ai Weiwei, der zu den mutigsten Kritikern seines Landes zählt. Seit seiner Verhaftung am 3.April gilt er als verschwunden. Ein Zustand, der unter zivilisierten Staaten durch nichts zu rechtfertigen ist. Kein Wunder, dass die Vermutungen über Auseinandersetzungen innerhalb des nervös gewordenen chinesischen Machtapparates immer neue Nahrung finden.

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Irrfahrten

Kolumne April 2011

Kürzlich hatte mich ein Alptraum unter die Räder des Jahres 2030 gebeamt. Der ewige Bernie Ecclestone – gegen eine Riesenkaution nach seiner Festnahme im Münchner Bestechungsskandal längst wieder auf freiem Gasfuß – feierte seinen Hundertsten inmitten seiner Boxenluder auf der brandneuen Formel-1-Strecke in Tripolis. Sebastian Vettel hatte sich schon früh von Vettel-Heppenheim in sein Schweizer Steuerparadies zurückgezogen.

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Frieden ohne Freiheit?

Kolumne April 2011

Der Kampf gegen die Diktatoren dieser Welt war einmal breiter Konsens. Manch kritischer Kolumnist zeigt sich derzeit jedoch erstaunt, wieso Zeitgenossen mit „linker Vergangenheit“ den Kampf gegen Gaddafi unterstützen. Neben anderen „Alt-68ern“ würde auch ich einer „Schwarz-Weiß-Logik“ folgen, die zwar eine klare Haltung, aber keine Abwägung und Zweifel erkennen ließe. Was mich allerdings verwundert ist eine Debatte, die im Falle Libyen solange abwägt und abwartet, bis es nichts mehr abzuwägen gibt, bis Gaddafi mit dem Sieg über die Revolution vollendete Tatsachen geschaffen hat und sein „Frieden“ wieder hergestellt ist, auf Kosten von Freiheit und Leben seiner Gegner.

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Bruder Gaddafi

Kolumne April 2011

Gibt es im politischen Alltag eigentlich eine größere Schmach, als von einem Diktator mit dem „Charme“ eines Gaddafis für die besonnene, sprich unentschiedene Haltung gelobt zu werden? Verbunden mit dem unwiderstehlichen Angebot, Deutschland nach der Beendigung des Aufstands beim Wiederaufbau des Wüstenstaates wohlwollend zu berücksichtigen. Wer mag sich später noch an die brutale Niederschlagung der Aufständischen erinnern, locken erst einmal wieder lukrative Ölaufträge, Handelsabkommen und Bauvorhaben. Erinnern wir uns: Nach Gaddafis vermeintlicher Abkehr von Terrorismus und Massenvernichtungswaffen war der Westen dem notorischen Menschenrechtsverletzter bald wieder wohlgesonnen.  

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Flüchtlingsfurcht

Kolumne April 2011

Er gilt als Beschützer der Reisenden und des Verkehrs: Hermes, der Götterbote aus der antiken Mythologie. Ihre allerneueste „Mission Hermes 2011“ hätte die europäischen Grenzschützer von FRONTEX vielleicht besser nach Artemis, der griechischen Göttin der Jagd, benennen sollen. Bedenkt man, welchen „Schutz“ ihre Patrouillen afrikanischen Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Europa bieten.

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Umweltschlappe

Kolumne März 2011

In der Regel sind die Richter am Bundesgerichtshof in einem Alter, in dem sie die langfristigen Folgen ihrer Entscheidungen nicht mehr erleiden müssen. Sie werden vermutlich nicht mehr erleben, wie der Klimawandel noch mehr Regionen dieser Erde austrocknet oder überschwemmt. Ihr jüngstes Votum zugunsten eines Mehr an Wettbewerb im Regionalverkehr bringt uns der nahenden Katastrophe nochmal ein Stückchen näher.

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Aus neu macht neu

Kolumne März 2011

Kürzlich glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, als der Gründer der Kosmetikfirma „Intelligent Nutrients“ langsam die Kappe von der schmalen braunen Flasche drehte, eine milchige Flüssigkeit in ein Glas füllte, sie mit ein wenig Wasser verdünnte und dann zum Trinken ansetzte. Er leerte es mit einem genussvollen Schluck und verkündete sinngemäß: „Was meinen Haaren und meiner Haut bekommt, ist auch gut für meinen Magen“. Schließlich bestand der soeben von ihm geschluckte Haarfestiger zu hundert Prozent aus organischen Stoffen in Lebensmittelqualität, selbstverständlich ohne Dioxin. 

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