Netzpiraten

Kolumne 13. September 2011

Keine Strafandrohung, keine Kopiersperre, kein digitales Wasserzeichen hilft – es wird piratenhaft geklaut, was das Zeug hält. Die deutschen Musikproduzenten haben in den letzten zehn Jahren die Hälfte ihres Umsatzes eingebüßt. Kinos klagen über Millionenschäden, weil Einnahmen ausbleiben. Viele potentielle Besucher haben längst den illegalen Download und den Beamerabend im kleinen Kreis dem Gemeinschaftserlebnis vor der Kinoleinwand vorgezogen. Laut einer repräsentativen Handelskammer-Erhebung entstand bereits im Jahre 2008 allein in Deutschland durch die illegale Nutzung von Filmen, Software und Musik 1,2 Milliarden Euro Schaden. Raubkopien vernichten Arbeitsplätze, gefährden Erlösmodelle der Produzenten, bringen kleine Firmen um und machen es den großen schwer, neue Aufträge zu vergeben, künstlerisches Risiko zu wagen.

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Brandstifter als Wahlhelfer

Kolumne 25. August 2011

In Berlin brennen Autos. Fast Nacht für Nacht. Keiner darf sich daran gewöhnen, auch wenn die Flammen noch so schön bis in die Tagesschau lodern.

 
Es ist nicht nur politischer Terror, der da die Lunte an unsere Gesellschaft legt. Seit Kleinwagen und das Lieferauto des Gemüsehändlers zerstört werden, ist zu vermuten, dass die Zahl der Trittbrettzündler steigt und gelegentlich auch ein Entsorgungsproblem auf versicherungstechnisch kriminelle Weise geregelt wird.

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Bronzezeit 

Kolumne 4. August 2011 ?

Wer einstmals die Sowjetunion mit dem Auto bereiste, der musste selbst auf belebten Straßen aufmerksam auf Slalomstangen achten. Sie steckten metertief in Abwasserschächten um anzuzeigen: hier wurde ein Gullydeckel gestohlen. Diese preiswerte Variante der Unfallprävention könnte bald auch für klamme Kommunen in Deutschland in Frage kommen. Denn der Metalldiebstahl nimmt rasant zu. Nichts ist mehr sicher, kein Gullydeckel, kein Kupferrohr im Schrebergarten keine Bronzeskulptur im Park. Vor einigen Wochen traf es das Bronzerelief des „Sehers“ von Friesoythe im  Münsterland.

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Vom Verschwinden der Bronzen

Kolumne 1. August 2011

Als wir vor einigen Tagen dank der Spendenbereitschaft vieler Bürger einen Neuguss der Bronze-Büste Alfred Döblins wieder aufstellen konnten, da waren wir erst einmal froh. Denn dies war ein Akt gegen Resignation und Fatalismus, der mich oft beschleicht, wenn ich die letzten Meldungen über Metalldiebstähle lese. Immerhin ist es uns diesmal gelungen, dem grassierenden Vandalismus eins auszuwischen.

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Der Frieden gefährdet Arbeitsplätze

Kolumne 22. Juli 2011

Der Zeitpunkt für den Export deutscher Leopard-Panzer nach Saudi-Arabien fällt auf ein privat-politisches Jubiläum. Vor genau dreißig Jahren berichtete der Spiegel über eine Hausdurchsuchung bei der Firma Rheinmetall in Düsseldorf. Es bestand der dringende Tatverdacht, dass der Rüstungskonzern mit illegalen Lieferungen gegen das Kriegswaffen-Kontrollgesetz verstoßen hatte. Ich nutzte das den Artikel illustrierende Foto mit fünf Rheinmetallmanagern, von denen jeder strahlend eine großkalibrige Patrone für die Feldhaubitze FH 70 im Arm hält. Meinen Kommentarsatz hatte ich einem populären Werbeplakat der Bundesbahn entlehnt und brauchte ihn nur leicht zu verändern, um eine meiner folgenreichsten juristischen Konflikte auszulösen:  „Alle reden vom Frieden. Wir nicht.“

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Die Rating-Falle

Kolumne Juni 2011

Die Welt sollte sich Deutschland als Vorbild nehmen. Denn niemand sonst ist in der Lage, profitorientierte Banken mit Milliarden zu stützen, ganz Griechenland vor dem Kollaps zu retten, die enormen Staatsschulden endgültig abzubauen und gleichzeitig noch die Steuern zu senken für die Klientel einer kleinen Partei am Abgrund. Außerdem können wir zusätzlich die Sozialabgaben für Geringverdiener herunterschrauben, den Ärzten ein höheres Honorar zahlen und die epochale Energie-Wende aus der Portokasse finanzieren.

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Ich kenne keine Parteien mehr…?

Kolumne Juni 2011

Als der letzte deutsche Kaiser in den Krieg ziehen wollte, da kannte er keine Parteien mehr. Was er stattdessen wollte, war bedingungslose, blinde Gefolgschaft. Zur Errichtung ihrer Diktatur verboten die Nazis erst die offen gegnerischen und dann alle anderen Parteien. Für Feldherren und Diktatoren müssen demokratische Parteien etwas Gefährliches sein. Auch ein Grund, der die demokratischen Parteien als unverzichtbar erscheinen lässt. Denn so ganz ohne Parteien ist eine funktionierende Demokratie nur schwer vorstellbar.

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Viele Nette Leute

Kolumne Juni 2011

In Bahrain gibt es „viele nette Leute“. Wen könnte Formel-1-Greis Bernie Ecclestone wohl damit gemeint haben, als er jüngst die Neuauflage des Grand Prix im Wüstenstaat auf den 30. Oktober bejubelte. Bestimmt nicht die Mehrheit der rebellierenden Schiiten, die ihm schon seit Februar im wahrsten Sinne des Wortes die Tour vermasseln. Wohl eher die Macht habenden Sunniten im Lande. Wer fürs Image 25 Millionen Dollar für ein Formel 1-Rennen locker macht, dem verzeiht man auch ein paar Tote.

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Griechische Schnäppchen

Kolumne Mai 2011

„So verbrennen die Griechen die schönen Euros“ oder „Hier bettelt der Grieche um unsere Milliarden“. So hetzt seit Wochen das größte deutsche Massenblatt gegen die vermeintlich geldgierigen „Pleite-Griechen“. Nicht bestimmte Politiker oder Staatsbeamte werden für die Finanzkrise angeprangert, sondern gut elf Millionen Griechen.

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