Kolumne September 2009
So stellt man sich den typischen Banker vor. Nach hinten gegeltes Haar, perfekt sitzender Anzug und den Blick immer auf Rendite seines Finanzinstituts gerichtet. Gewinn erhofften sich auch die Regierungschefs der Union in Hamburg und Schleswig-Holstein von dem Überflieger Dirk Jens Nonnenmacher, dem Vorstandschef der maroden HSH Nordbank. Dafür sind sie bereit, auf die drei Milliarden Euro Staatshilfe und die bis zu dreißig Milliarden Euro hohe Liquiditätsgarantie für ihn noch knapp drei Millionen Euro draufzusatteln. Zum Wohle des Landes, wie es aus Unionskreisen heißt.
Wohl doch eher zum Wohle des 45-jährigen „Krisenmanagers“, der sich um seine „Altervorsorge“ bestimmt keine Gedanken machen muss. Dank spendabler Finanzminister bleibt er auch zukünftig bestens versorgt.
Hat die angeschlagene Landesbank damit aber auch wirklich den besten Manager gehalten, den man für Geld haben kann? Der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg ist restlos davon überzeugt und schwärmt von dem „besonders leistungsfähigen Vorstandsvorsitzenden“, der auch schon mal eine für die verantwortlichen Politiker peinliche Pressekonferenz schwänzt, um nicht über das riskanten Transaktionen der HSH in den karibischen Steuerparadiesen plaudern zu müssen. Keine Frage, Nonnenmacher ist seinen Auftraggebern gegenüber loyal. Dafür lässt er sich bestens bezahlen. Er wäre ja auch kein guter Geschäftsmann, hätte er die Notlage der Bank nicht zu seinen eigenen finanziellen Gunsten genutzt. Ob er die ungeheuere Summe wert ist, soll er seinen wahren Geldgebern erst einmal beweisen. Wenn er im Umgang mit dem Finanzdesaster genauso viel „Fingerspitzengefühl“ zeigt, wie in seinem Verhalten gegenüber dem Steuerzahler, dann dürfen wir uns noch auf einiges gefasst machen.
Lieber stoßen die Bank- und Landeschefs die Bürger vor den Kopf und strafen den Bundesfinanzminister Lügen. 500.000 Euro waren als Einkommenslimit für die Vorstände staatlich gestützter Banken abgemacht, aber nur wenige kümmert’s. Angeblich sind für eine halbe Million Euro keine Topmanager zu haben, behauptet der baden-württembergische CDU-Ministerpräsident. Weshalb der neue Zentralbankchef des Musterländle wohl auch auf Sonderzahlungen hoffen darf. Oettingers Marktprognose zufolge zählt also Commerzbank-Chef Martin Blessing nicht zur Riege der Spitzenleute. Begnügt er sich doch mit Steinbrücks „spärlichem“ Salär und bringt auch noch Verständnis auf für die Deckelung der Bezüge. Solchen Managern ist jedenfalls mehr zu trauen, als solchen, die für ihren guten Willen extra entlohnt werden wollen.
Moralisch korrektes Verhalten ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Das hat sogar der managerfreundliche Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt verstanden, der einzelne Gehälter für überzogen hält, weil sie die Glaubwürdigkeit der Unternehmen beschädigen. Doch Manager wie Nonnenmacher sind keine Einzelfälle. Auch die Vorstände anderer angeschlagener Unternehmen stauben in der Krise skrupellos ab. Der mit 183 Milliarden Dollar gestützte US-Versicherungskonzern AIG versüßt seiner Führungsriege das Berufsleben mit über 200 Millionen Dollar Bonizahlungen. Das Problem liegt aber nicht nur bei den geldgierigen Managern, sondern auch bei den Politikern. Wer solche Zahlungen gutheißt und sich wie im Fall der HSH Nordbank über Mehrheitsbeschlüsse hinwegsetzt, darf hoffentlich nicht auch noch mit dem Vertrauen der Bürger rechnen. Die nächsten Wahlen Könnten es ja zeigen.