Weihnachtsangebot

Kolumne Dezember 2009

Um das Klima auf dieser Welt zu retten, wird es erst einmal wieder verpestet. Über hundert Staats- und Regierungschefs samt Beratern und Journalistentross jetten übernächste Woche in Hunderten von Fliegern nach Kopenhagen und blasen dabei wieder Tausende Tonnen von Kohlendioxid und andere Schadstoffe in die Atmosphäre.

Als ob es in der vielbeschworenen Informationsgesellschaft nicht andere Mittel und Wege gäbe, um klimafreundlicher miteinander zu kommunizieren und seinem Auftrag gerecht zu werden. Aber für eine gute Sache scheint es auf das bisschen CO2 wohl nicht mehr anzukommen. Was hinterlassen schon ein paar Politiker-Flüge im Vergleich zu den unzähligen Urlaubsflügen? Dass nach Angaben des Bundesumweltamtes der Flugverkehr stärker als bislang vermutet das Klima schädigt und sich der CO2-Ausstoß der Airlines in Europa seit 1990 verdoppelt hat, ist dabei schnell vergessen. Die Perversion zum Klimagipfel: Das „Weihnachtsangebot“ von Ryanair mit 1 Million Flüge für 1 Euro!

Aber nicht nur die Fluggesellschaften leisten ihren „Beitrag“ zum Klimagipfel. Auch ein namhafter deutscher Automobilhersteller setzt klare Signale für Kopenhagen. Während BMW und sieben weitere Top-Teams erst kürzlich aus der Formel 1 ausgestiegen sind, will Mercedes jetzt wieder in die klimakillenden Boliden investieren und nächstes Jahr mit neuem Team ins Rennen gehen. Ökologisches Gewissen, Fehlanzeige. Und bei den Münchnern sieht es genau besehen so viel anders nicht aus. Was für beide zählt, ist das Prestige ihrer Marke und die Gewinnmarge. Immerhin verspricht sich BMW vom Ausstieg einen Imagegewinn als Nebeneffekt, der noch glaubhafter ausfiele, wenn sie ihr neues Ökodenken auf ihre ganz normale Flotte ausdehnen würden. Denn fest steht ohnehin: Wenn die Autobauer jetzt nicht endlich konsequent auf umweltschonende Modelle setzen, rasen wir alle auf den Abgrund zu. Bei solch einem Rennen kann es keine Gewinner, sondern nur Verlierer geben. 

Dennoch wird jetzt dem Milliardengrab der kränkelnden Formel 1 und nicht dem kranken Klima eine üppige Finanzspritze verpasst. So werden die rollenden Dreckschleudern auf dem Hockenheim-Ring noch bis 2018 ihre stumpfsinnigen  Runden drehen. Statt eines Aufschreis aus der Bürgerschaft war in der Großen Kreisstadt nur das Aufatmen des Gemeinderates zu hören, als Bernie Ecclestone seinen „Rettungsplan“ auf den Tisch legte. Nicht der Motor“sport“, sondern das Klima hätte einen solchen Plan bitter nötig. Doch der automobile Wahnsinn wird solange kein Ende finden, wie die sogenannten Fans am Ring und vor der RTL-Glotze als Otto-Normalverbraucher diesen Zirkus aktiv sponsern.

Letztlich entscheidet jeder Bürger mit seinem Konsumverhalten über die Zukunft des Klimas und damit über seine eigene Zukunft. Erschreckend genug, dass die Mehrzahl der 16- bis 27-Jährigen laut einer Studie nur noch mäßiges Interesse an fair gehandelten und ökologisch angebauten Produkten zeigen. Und selbst wenn beim Käufer der gute Wille zum klimafreundlichen Konsum vorhanden ist, möchte er dabei möglichst rasch Vorteile sehen und viel Geld sparen. Der gute Wille allein aber reicht weder auf Staatsebene noch im Privathaushalt aus. Man macht es sich zu leicht, die Verantwortung für unsere Umwelt einfach nur auf die Verhandlungsführer in Kopenhagen oder die Entscheider in den Konzernzentralen zu schieben. Deshalb ist Wollen und Handeln angesagt. Es  sind alle gefragt, weil das Klima alle betrifft. 

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