Kolumne 10. April 2014
Es gibt sie immer noch, jene hartnäckigen Leugner eines von Menschen verursachten globalen Klimawandels, der schon für die allernächsten Generationen zur Existenzfrage wird. Sie lassen sich weder durch verschwindende Gletscher, noch klimabedingtes Artensterben oder Ernteausfälle von Weizen und Mais beirren in ihrem Glauben an ein selbstregulierendes System, das diese Welt schon irgendwie im Gleichgewicht halten wird.
Und es gibt die Fatalisten, die sich sagen „Das Ende der Menschheit ist nah“. Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Bevölkerungswachstum ließen der Zivilisation keine Chance. Da unsere Gesellschaft die Ökosysteme überlastet habe, führe dies in einer Kettenreaktion zu einem immer höheren Verbrauch der weltweiten Ressourcen, die mit der Verknappung teurer und teurer würden. Am Ende unerschwinglich für die Masse der Armen. Gerade haben Wissenschaftler der Universitäten von Maryland und Minnesota in ihrer Studie mit mathematischen Modellen dieses Untergangszenario berechnet und sind genau dort angekommen, wo bereits 1972 der Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ sah.
Da bleibt nur die Frage: gibt es überhaupt den goldenen Mittelweg zwischen Ignoranten und Fatalisten? Oder sind letztere bereits die Realisten?
In der nächsten Woche, am 13. April, wird der UN-Klimarat den dritten Teil seines aktuellen Reports in Berlin vorstellen. Es geht um nicht weniger als die vielleicht letzten Möglichkeiten und Wege, der Erderwärmung zu begegnen. Was kann noch unternommen werden, damit aus der unabwendbaren Tatsache, mit zwei Grad Erwärmung leben zu müssen, nicht hochriskante vier Grad werden? Der zweite Teil, gerade in Yokohama veröffentlicht, hat uns die Risiken einer ungebremsten Erwärmung beschrieben. Steigende Meeresspiegel bedrohen nicht nur kleine Inselstaaten sondern zunehmend auch die Küstenregionen der Kontinente. Die Zahl der Flüchtlinge wird weltweit steigen, da immer mehr Menschen versuchen werden, Ihre Heimatregionen zu verlassen, die von Dürren wie von Überschwemmungen heimgesucht werden. Wir haben die Bilder verzweifelter Menschen an den Grenzzäunen der spanischen Exklave Melilla vor Augen, und können ahnen, welches Potential an Gewaltkonflikten hier auf dem Weg zum Ökodarwinismus entstehen kann.
Der Weltklimarat schätzt, dass im Lauf des Jahrhunderts bis zu einem Fünftel der Erträge an Feldfrüchten bei steigendem Nahrungsmittelbedarf verloren gehen, wenn es nicht gelingt, den Temperaturanstieg zu reduzieren. Das heißt, es gibt keine Alternative für die drastische Reduzierung der Treibhausgase, die vor allem zur Erwärmung beitragen.
Doch woher sollen wir die Hoffnung nehmen, dass es wirklich gelingt, diese Gas-Emission schneller zu senken, wenn immer noch der CO2-Ablasshandel floriert, wenn die Betreiber von Braunkohletagebauen trotz gewaltiger Überkapazitäten in der Stromerzeugung gegen die Verringerung des Abbaus Sturm laufen, und wenn der ungebremste wie unkontrollierte Energiehunger in China das Treibhaus Erde noch schneller aufheizt. Oder wenn in den USA die letzten Gasreserven um den Preis vergifteten Wassers aus der Erde gefrackt werden.
Selbst wenn die Bundesregierung inzwischen erkannt haben sollte, dass der Klimawandel die zentrale Herausforderung der Zukunft darstellt – eine reale Hoffnung bleibt nur, wenn weltweit der Überlebenswille politisch fundamentiert wird.