Aktuelles

Jagdfieber

Kolumne März 2012

Von einem europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sollte man erwarten, dass er keinen Unterschied macht zwischen EU-Bürgern und Nicht-Europäern. Denn das Recht des Menschen auf Unversehrtheit und Wahrung seiner Würde ist unteilbar. Dennoch hat kürzlich ein Urteil Aufsehen erregt, mit dem die Straßburger Richter der Klage einer Gruppe von 24 Afrikanern gefolgt sind.

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Streichorchester

Kolumne 12. März 2012

Was können wir uns noch leisten? Mit dieser Frage wachen Stadtkämmerer, Rundfunkintendanten und Finanzminister in Bund und Ländern jeden morgen auf. Eigenartig, dass die Frage meist mit besonderer Intensität gestellt wird, wenn Kulturausgaben auf der Streichliste stehen. Für den einen geht es um fünftausend Euro, die schon über das Schicksal einer kommunalen Galerie entscheiden können – für einen anderen um fünf Millionen, wenn aus zwei Orchestern eines gemacht werden soll. So geschieht es gerade im Südwesten der Republik, wo exakt zu diesem Preis eine Fusion des Sinfonie-Orchesters des SDR Stuttgart mit dem Rundfunkorchester Freiburg/Baden-Baden erwogen wird.

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Lizenz zum Onlinepokern

Kolumne 1. März 2012

Die in Schleswig Holstein wissen wie es gemacht wird, um an das große Geld heranzukommen. Denn seit heute sind an der Kieler Förde andere Gesetze gültig als im südlichen Restdeutschland. In Sachen Glücksspiel hat die schwarz-gelbe Koalition die Karten neu gemischt und den Markt so gut wie durchliberalisiert.

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Straßenkampf

Kolumne Februar 2012

Der Vorteil meiner häufigen längeren Bahnfahrten besteht unter anderem darin, dass man oft die abgelegten Zeitungen findet. So ging es mir kürzlich mit dem „Schleswiger Nachrichten“. Meine Aufmerksamkeit erregte eine Achtzehnzeilen lange dpa-Meldung: „ Münster benennt Hindenburgplatz um. So habe der Stadtrat die Umbenennung mit 53 gegen 23 Stimmen beschlossen. „Die gesamte Fläche vor dem Schloss bekomme den Namen Schlossplatz“. Eine Expertenkommission habe festgestellt, „dass der umstrittene Reichspräsident der Weimarer Republik nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen aktive Stütze des Nationalsozialismus war“.

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Der Archipel Schmidt

Kolumne Februar 2012

Was man in Deutschland nicht alles studieren kann. So wirbt im Internet die Technische Akademie Hameln unter der Überschrift „Eventmanager IHK in nur zwei Wochen…: Der IHK-zertifizierte Lehrgang zum Eventmanager bietet Ihnen den perfekten Einstieg in das Eventmanagement und gibt vertiefte Kenntnisse für Branchenprofis.“ Manfred Schmidt ist so ein Superprofi, wenn auch ohne irgendein Studium der einschlägigen Art.

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Das privatisierte Gewaltmonopol

Kolumne 26. Januar 2012

Es gibt auch gute Nachrichten aus der Finanzwelt. Die Aktien der CCA, der Correct Corporation of America, steigen und die Tendenz sieht blendend aus. CCA ist ein Dienstleistungsunternehmen mit 1,7 Milliarden Dollar Jahresumsatz (2010), 17500 Angestellten und mehr als 90.000 Kunden, die keine Wahl haben, ob sie vielleicht einer anderen Firma den Vorzug geben würden. Es sind nämlich Insassen in einem der vielen Privat-Gefängnisse, die von der CCA betreut werden.

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Orbans Bonapartismus

Kolumne 18. Januar 2012

Auch wenn ich kein Befürworter kriegerischer Aktionen bin, so halte ich Warnschüsse gelegentlich für notwendig. Offenbar glaubte der ungarische Ministerpräsident noch bis Dienstag, dass ein Warnschuss aus Brüssel bis zum fernen Zielort Budapest seine Energie unterwegs aufgebraucht hat. Und er kann sicher sein, dass es in Brüssel genug Leute gibt, die Interesse daran haben, das Pulver feucht zu halten, damit es nicht zu laut dröhnt, falls noch einmal gefeuert werden müsste.
Anders kann man es nicht verstehen, wenn der hessische EU-Parlamentarier Michael Gahler vor einigen Tagen im Deutschlandfunk sagte, er mache sich keine Sorgen um die Demokratie in Ungarn.

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BILD, Bams und die Glotze

Kolumne 9. Januar 2012

„Wenn jemand in ‚Bunte’ nicht vorkommt, kommt er unter Umständen auch im öffentlichen Bewusstsein nicht vor“ orakelte schon vor fünf Jahren Patricia Riehl, Chefredakteurin des kunterbunten Wochenblattes. Was für die Promipostille mit Bewegungszwang in Wartezimmern aller Art gilt, kann selbstverständlich auch für das Massenblatt BILD gelten. Hat doch schon ein ehemaliger Bundeskanzler offenherzig bekannt, dass er zum Regieren nur „BILD, Bams und die Glotze“ brauche.

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Geisterfahrer

Kolumne 3. Januar 2012

„Wir brettern im heulenden, fauchenden, grummelnden und elefantös brüllenden 911er durch Kiesgruben mit monströsen Steigungen und voller Mondkrater, durch abgelegene Waldregionen mit kläffenden Dackeln, in denen uns jeder Förster sofort abschießen würde, und machen noch einen Ausflug an die Ostsee, in deren Nähe B. in riesigen Scheunen weitere 911er Porsche und Motocross-Motorräder eingelagert hat“.

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Schluß mit Steuerparadies!

Kolumne 22. Dezember 2011

Manche Bibelsprüche entfalten zu Weihnachten ihre größte Wirkung. „Geben ist seliger denn nehmen“ gehört dazu. Des Menschen Herz wird weicher angesichts des Elends, das uns – nicht gerade in Berlin-Dahlem oder in Taunus-Wohnlagen – aber doch sonst überall auf Schritt und Tritt begegnet. Die zwei Euro machen den Spender nicht arm und den Verkäufer des „Straßenfeger“ nicht weniger obdachlos, aber die Geste zählt. Angenommen, auch die deutschen Steuerflüchtlinge unter den Reichen und Superreichen bekämen solch ein vorweihnachtliches Gefühl.

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