Kolumne 25. September 2014
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten von der Klimafront. Wer hätte vor 30 Jahren daran gedacht, dass einmal das sich bedrohlich öffnende Ozonloch verschwinden würde. Nun haben wir es von Wissenschaftlern schwarz auf weiß: die Ozonschicht wird sich über weiten Teilen der Erde regenerieren und in rund 35 Jahren sollte es kaum noch eine Gefahr für dieGesundheit durch übermäßig eindringende UV-Strahlung geben.
Es ist nicht die Einsicht der Hersteller, sondern das Ergebnis der konsequenten Umsetzung des Protokolls von Montreal aus dem Jahre 1987, die zum schrittweisen Verbot von Fluorkohlenwasserstoffen in Sprays oder Kühlschränken führte. Mit einer bundesweiten Plakataktion „Alle reden vom Klima. Wir ruinieren es“ sind damals Greenpeace und ich gegen die FCKW-Produzenten HOECHST und KALI-CHEMIE, die mit 140.000 Tonnen pro Jahr an der schleichenden Katastrophe beteiligt waren, zu Felde gezogen. Erst nach neun Jahren fanden die von den „Klimakillern“ angestrengten und von uns schließlich gewonnenen Prozesse ein Ende.
Doch zeitgleich zu den Good News begegneten uns in den letzten Tagen wieder die Warnungen in Szenarien, die kaum dramatischer sein könnten: die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre hat ein neues Rekordhoch erreicht. Offenbar waren alle Anstrengungen, die Emission weltweit zu verringern, erfolglos. Schlimmer noch, der Treibhausgaseffekt hat sich beschleunigt, die CO2-Konzentration ist seit 30 Jahren nicht mehr so stark angestiegen wie von 2012 auf 2013. Neben der globalen Erwärmung hat dies zur Folge, dass die Versauerung der Meere einen seit Jahrmillionen nicht erreichten Stand aufweist. Abhilfe soll nun der Klimagipfel der Regierungschefs in New York schaffen – ohne die Kanzlerin. Sie redet stattdessen hierzulande auf dem Tag der Industrie.
Es scheint, dass im Unterschied zum erfolgreichen Kampf gegen FCKW, diesmal die internationale Klimapolitik versagt. Es gelingt nicht, die Intensität im Material- und Energieverbrauch weltweit zurückzufahren, die Nutzung fossiler Brennstoffe zugunsten erneuerbarer Energien so weit einzuschränken, dass ein spürbarer Effekt zu verzeichnen wäre. Der Klimawandel wird sich also beschleunigen, da ein Erreichen des Zieles, die globale Erwärmung in den nächsten drei Jahrzehnten unter 2 Grad zu halten, vielen Klimaforschern bereits als unrealistisch erscheint. Einige meinen, man sollte sich jetzt eher auf Anpassungsstrategien konzentrieren als weiter illusionären Stabilisierungszielen hinterherzujagen. Wird da aus Fatalismus Kapitulation?
Wesentlich optimistischer reagiert die alpine Wintersportindustrie. Da werden schon mal für die schneearmen Vor-Winterwochen die Schneekanonen generalüberholt. Was schert uns das Klima – der nächste Winter, auch wenn es ein künstlicher ist, kommt bestimmt. Egal wie hoch die Stromrechnung ist. Der Tourismus spielt die Kosten wieder ein. In Sichtweite der Skipisten, am mächtigsten Gletscher der Ostalpen, der Pasterze im Großglocknermassiv, gibt es ein beeindruckendes Denkmal zur Erderwärmung der letzten Jahrzehnte. Auf der einstigen Höhe des Gletschers endet eine Bergbahn. Doch vom ewigen Eis keine Spur. Man läuft und läuft über Geröll bergab, vorbei an Schildern die in hunderten Metern Distanz den Gletscherstand von 1995 bis 2010 angeben. Was auf dem letzten steht, klingt düster: „Ende Ihrer Zeitreise!“