Das System Boni

Kolumne Januar 2010

Kein Jahresanfang ohne gute Vorsätze: weniger zu rauchen, sich mehr zu bewegen oder mehr zu sparen. Andere haben ganz andere Ziele. Die Unersättlichen unter uns wollen dieses Jahr ihren Profit in noch gigantischere Höhen treiben. Angela Merkels Geburtstagsgast Josef Ackermann etwa. Er hat sich vorgenommen, zukünftig mehr als 10 Milliarden Euro Jahresgewinn für die Deutsche Bank zu erwirtschaften, was mit soliden Bankgeschäften nur schwer zu erreichen sein dürfte.

Die besonders risikofreudigen Mitarbeiter der US-Bank Goldman Sachs gingen schon 2009 mit durchschnittlich 800.000 Dollar in der Tasche nach Hause, während wilde Finanzspekulationen Millionen von Menschen arbeitslos gemacht haben. Schließlich verrichteten sie laut Goldman Sachs-Chef Blankfein ja nur „Gottes Werk“. Damit kann wohl nur Gott Mammon gemeint sein, den sie weiter anbeten, als sei nichts geschehen. Und mit der brancheneigenen Frechheit klagen die Bankrotteure unter ihnen auch weiter Millionen Boni nun indirekt vom Staat ein, der sich genötigt sah, in diese Schuldentempel einzusteigen.

Ohne die geringsten Skrupel zocken die Glückspieler an der Börse ungeniert weiter. Handeln mit vergifteten Hedgefonds und Derivaten, für die in den Verlagsbeilagen der FAZ wieder fröhlich geworben wird: „Die Wogen glätten sich“. Genauso unbeirrt beraten die Finanzberater fast aller deutscher Banken ihre arglosen Kunden, denen sie weiter hochspekulative Aktienfonds als sichere Anlageformen verkaufen oder der betagten Oma einen Bausparvertrag aufschwatzen. Auf Druck von oben, wie es heißt. Aber letztlich doch um der eigenen Provision willen. Die kleinen Helfer sind an der Misere kaum weniger beteiligt als die großen Manager, die trotz weltweiter Rezession wieder Rekordboni einstreichen und fremdes Geld riskieren, ohne neue Werte zu schaffen. 

Als ob es nie eine Krise gegeben hätte, steuern die Turbokapitalisten mit ihrer unstillbaren Gier nach Beute auf die nächste Katastrophe zu. Doch die wird neben vielen Banken und Unternehmen dann auch den ausgesaugten Staat endgültig in den Ruin treiben. Und was machen die Politiker? Sie stützen diese Banken mit Geld, das sie nicht haben und schauen diesem Treiben weitgehend mutlos zu. Zwar prangern sie gelegentlich wie Obama die „Bonzen an der Wall Street“ an, lassen aber wirklich konsequente Taten bisher vermissen. Längst regieren die Banker in Washington, London oder Paris schon wieder mit. Und in Berlin ist es kein Geheimnis, dass man ohne Deutschlands mächtigsten Banker den Rettungsschirm für die Finanzinstitute in der jetzigen Form nicht zustande gebracht hätte. So bleiben denn die Banker-Boni vom Gesetzgeber weiter unangetastet und um niemand zu verschrecken alles beim Alten. Außer, das Wahlvolk besinnt sich doch noch auf seine Stärke und bereitet dem neoliberalen Spuk endlich ein Ende.

Mit Verbalattacken wird die Politik die Finanzhaie jedenfalls nicht bändigen. Während die Bankenaufseher die Regulierung der Finanzmärkte immer weiter hinauszögern, zeigt sich die Politik als Hüterin und treuhänderische Verwalterin unserer  Steuergelder eher willenlos. Wenn es die G20-Staaten 2010 nicht per Gesetz schaffen, die Banker auf ihre gesellschaftliche Verantwortung zu verpflichten, das Bankensystem zu entflechten und den Handel mit hochriskanten Wertpapieren zu unterbinden, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis zum nächsten Crash, für den dann auch der Wähler mitverantwortlich ist.

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