Aktuelles

Zwischen Pest und Cholera

Kolumne Oktober 2013

Was für ein Auftritt. Welche Bilder. CDU samt CSU als gemischtes Doppel in überbreiter Formation, einem Rollkommando gleich, auf dem Weg zum ersten Schnupperkursdate, den Kameras entgegen. So sehen Sieger aus. Wie bürgerlich-bieder dagegen das Bild der sieben wenig glorreichen sozialdemokratischen Unterhändler vor der zunächst geschlossenen Tür der Parlamentarischen Gesellschaft, die Klingel suchend. Wohin die Reise gehen soll, machten spätestens die Fernsehbilder dieser beiden Ortstermine deutlich.  

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Die Merkel-Falle

Kolumne 26. September 2013

In den Medien will der Jubel über Merkels Erdrutsch-Sieg kein Ende nehmen. Und das nicht ohne Grund. Schließlich haben sie selbst einen erheblichen Anteil an diesem Höhenflug. Sind sie doch längst nicht mehr nur Beobachter, Kommentatoren und Analytiker des politischen Geschehens, sondern handelnde Akteure.

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Geht wählen!

Kolumne 5. September 2013

Da schreibt ein kluger Regisseur: „Als Künstler sollte man sich aus parteipolitischen Empfehlungen raushalten.“ Und eine von mir geschätzte Autorin fragt: „Warum sollten sie (die Künstler) sich freiwillig, ohne Not, an die Seite der Macht oder der Macht von morgen stellen?“ und konstatiert weiter: „Sie opfern ihre Freiheit der Macht“. Dabei sind beide keineswegs unpolitische Traumtänzer. In ihren Arbeiten haben sie oft eindeutig Position bezogen, wenn es um die Verteidigung demokratischer Werte geht. Doch eindeutig Partei zu ergreifen – das ist beiden verdächtig, beschädigt angeblich den Künstler, weil er dann „den Posten des neutralen Beobachters“ aufgebe. Bloß nicht „mit Haut und Haaren für eine ganze Partei eintreten“, warnt die zitierte Schriftstellerin in der Taz. Eine Empfehlung, der ich mich ganz und gar nicht anschließen möchte, zumal sich dahinter eine recht seltsame Vorstellung von Engagement verbirgt.

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Musentreffen

im Rahmen der Ausstellung
„Ausgewählt: Kirsten Klöckner“
Akademie der Künste, 2013

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Weitere Informationen

Moderation: Falko Hennig, Kamera: Kirsten Weingarten, Schnitt: Ivo Smolak

Schwarz-brauner Untergrund

Kolumne 22. August 2013

Der Untersuchungsausschuss zum Nationalsozialistischen Untergrund hat nach 19 Monaten ein 1000-Seiten-Dokument vorgelegt, dessen Aussagen von allen im Bundestag vertretenen Parteien getragen werden. Das wurde zurecht als Akt funktionierender Demokratie gewürdigt. Doch die Kernthese vom „bis dahin unvorstellbaren Versagen“ vor allem der Geheimdienste und der Polizei löst alles andere als eine beruhigende Wirkung aus.

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Vergiftete Äpfel

Kolumne 15. August 2013

nennen die Ghanaer die Giftmüllhalde inmitten ihrer Hauptstadt. Eine internationale Müllmafia  profitiert davon, dass immer noch der überwiegende Teil des Elektronikschrotts aus Industrieländern exportiert wird. In Ghana wie in Nigeria sind es vorwiegend Kinder und Jugendliche, die ihre Gesundheit bleibend schädigen, weil sie bleihaltige Röhrenfernseher und alte Computerteile zerlegen, deren Plastikgehäuse unter Freisetzung von Dioxin verbrennen, um Kupfer und Edelmetalle zurückzugewinnen.

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Es lebe die Postkarte!

Kolumne August 2013

Jetzt kann ich es ja sagen: Die Aktion mit der Merkel/Hoeneß-Postkarte ist Teil eines Feldversuchs. Mitten in einem Wahlkampf, der keiner ist, weil sich die noch amtierende Regierung um jede Auseinandersetzung über wichtige Zukunftsthemen drückt, eine Art Demokratieverweigerung. Ich wollte mit diesem Experiment einmal ausprobieren, was an der Behauptung dran ist, die Medien verletzten mit ihrer Treibjagd gegen Peer Steinbrück und die SPD den bisher geltenden journalistischen Grundsatz der Gleichbehandlung aller Kandidaten. Besonders im Visier die Montagszyniker vom Dienst, die sich jetzt konsequent einen Bild-Mann in die Chefetage holen wollen, um im „Spiegel“ die Skandalkarte noch besser spielen zu können. 

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Die Bleifußmafia

Als ich kürzlich in eine TV-Reportage der peinlichen Art geriet, war meine erste Vermutung: Ich habe mich im Sender geirrt. Es war Samstag, der 13. Juli, gegen 19.30 Uhr. Zur besten Sendezeit also, kein Mitternachtsverschiebesendeplatz. Mein Verdacht fiel auf RTL2 oder vergleichbare Schmuddelplätze aus der Prollfamilie der Kommerzsender.  Ich wollte partout nicht glauben, dass ich 3sat eingeschaltet hatte, meinen Fluchtort vor dem oft breiten Angebot des allzu Banalen. Erst der Blick ins Programmheft ließ den Zweifel zur bitteren Gewissheit werden.

„Mit Bleifuß durch Germany – Touristen ohne Tempolimit“ ätzte schon der Titel dieses Stückes für betuchte Raser aus aller Welt.

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Kolumne Juli 2013

Als ich kürzlich in eine TV-Reportage der peinlichen Art geriet, war meine erste Vermutung: Ich habe mich im Sender geirrt. Es war Samstag, der 13. Juli, gegen 19.30 Uhr. Zur besten Sendezeit also, kein Mitternachtsverschiebesendeplatz. Mein Verdacht fiel auf RTL2 oder vergleichbare Schmuddelplätze aus der Prollfamilie der Kommerzsender.  Ich wollte partout nicht glauben, dass ich 3sat eingeschaltet hatte, meinen Fluchtort vor dem oft breiten Angebot des allzu Banalen. Erst der Blick ins Programmheft ließ den Zweifel zur bitteren Gewissheit werden.

„Mit Bleifuß durch Germany – Touristen ohne Tempolimit“ ätzte schon der Titel dieses Stückes für betuchte Raser aus aller Welt.

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Heute so, morgen so

Kolumne Juli 2013

Seit einiger Zeit geht das schon so: In den Medien werden die Tage bis zur Bundestagswahl akribisch öffentlich gezählt – mal enttäuscht, mal drohend. Dann wieder hat man den Eindruck, als schwinge Erleichterung mit, dass alles bald vorbei ist.

Die Vorwahlzeit wird gerne als Periode des Wahlkampfes bezeichnet. Sie soll nach Lehrbuchmeinung eine Phase des Abwägens, oder auch des Ringens um die jeweils besten politischen Programme sein. Derzeit kann davon kaum die Rede sein. Welcher Wahlkampf – oder habe ich etwas verpasst?

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Recht und Wahn

Kolumne 3. Juli 2013

Vier hessische Steuerfahnder können am Ende noch von Glück reden, Hessen zu sein. So wurden sie nur als Fälle von minderer psychischer Anomalie krank geschrieben und nach gezieltem Mobbing vom Dienst suspendiert, statt in einer Klinik weggeschlossen zu werden.
Sie hatten bis vor zehn Jahren beim „Bankenteam“ im Finanzamt Frankfurt V  offenbar einige große Fische vor der Angel, als sie von ihren Vorgesetzten die Weisung erhielten, sich nur noch mit jenen Fällen zu beschäftigen, bei denen Steuersünder mehr als eine viertel Million Euro ins Ausland transferiert hatten.

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