Mit 300 Sachen ins Millionengrab

Kolumne 29. April 2009

Hockenheim – alle zwei Jahre war es bisher für einen Sonntag der Nabel der Formel1-Autowelt, wenn sogar japanische und chinesische Kommentatoren für die andere Seite des Globus „Hockenheim“ in ihre Lautsprache übersetzen mussten. Damit könnte es bald vorbei sein, wenn der Hockenheimring aus dem Rennen geht. Ein Schreckensszenario für Autolobby und Hotelerie – aber, warum nicht auch die berühmte „Chance in der Krise“?

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Billig durch Ausbeutung

Kolumne März 2009

Immer wieder LIDL. Erinnert sich noch jemand an den großen Skandal um den Billigheimer vor fünf Jahren? Der Discounter geriet in die Schlagzeilen, weil er in seinen mehr als 2500  deutschen Filialen gerade einmal in acht einen Betriebsrat duldet. Als sich in einem Schwarzwaldort einer bilden wollte, schloss man kurzerhand die ganze Niederlassung. An dieser Firmenpolitik hat sich genauso wenig geändert, wie an den miserablen Arbeitsbedingungen bei LIDL. Es bleibt bei billig durch Ausbeutung. 

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Sterben und sterben lassen

Kolumne 20. Januar 2009

Würden Sie gerne gegen ihren erklärten Willen per Magensonde ernährt werden, um Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre künstlich am Leben gehalten zu werden? Und das obwohl Sie mit Sicherheit sterben werden und ein Leben ohne Schmerzen kaum mehr möglich ist. Oder möchten Sie wie eine junge Italienerin 16 Jahre lange im „irreversiblen Koma“ verharren müssen, weil Ihnen Kirche und Staat das Recht sterben zu dürfen verweigert? Vermutlich wollen das die wenigsten Menschen.

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Nichtwählen – nein Danke!

Kolumne Januar 2009

„Geht nicht wählen“ lautet die aktuelle politische Heilsbotschaft des amtierenden Amerika-Korrespondenten des Spiegel, verbreitet über alle Medien. In seinem neuesten Buch ruft der jetzt „bekennende Nichtwähler“ zur kollektiven Wahlverweigerung auf, um den deutschen Politikern und Parteien den sprichwörtlichen Denkzettel zu verpassen und die „demokratischen Leidenschaften der 70er Jahre“ entfachen zu können. Ich weiß nicht, die wievielte Nichtwählerwelle da durch die deutschen Landen rollen soll. Aber in Zeiten allgemein galoppierenden Irrsinns hat jeder Unsinn scheinbar wieder Konjunktur. Die auch schon früher vertretene These, wonach gerade die Wahlverweigerer die eigentlich politischen Wähler seien, war immer reichlich absurd.

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Verantwortungslos

Kolumne Dezember 2008

Stell’ Dir vor die Krise ist da und die Politiker schauen tatenlos zu. Zum Glück ist das derzeit nicht der Fall. Aber es gibt Intellektuelle, die dennoch zu dieser abenteuerlichen Taktik raten. So wurde an dieser Stelle hier vor kurzem allen Ernstes  empfohlen: „Die Politik muss den Dingen ihren Lauf lassen und darauf vertrauen, dass alles wieder ins Gleichgewicht kommt“. Frei nach dem neoliberalen Credo: Der freie Markt wird es schon wieder richten. Was dieser angerichtet hat, offenbaren  täglich neue Horrormeldungen. Zerstörtes Vertrauen ist in vielen Varianten jetzt zu besichtigen.

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Es geht ums Ganze

Kolumne Dezember 2008

Es fällt mir schwer, in diesen Tagen über etwas anderes zu schreiben, als über den galoppierenden allgemeinen Irrsinn. Eigentlich bräuchte man ganz neue Worte, Begriffe, um zu beschreiben, was sich gerade abspielt. Denn wäre die viel beschworene Finanzkrise doch tatsächlich nur eine solche. Sie ist es aber nicht. Wäre sie es, könnte man mit dem üblichen öffentlichen Bedauern über die Kollateralschäden auf die nächste Krise warten. Dann bräuchte man sich nicht allzu große Sorgen um das Ganze, um das allgemein verbindliche System zu machen, das unsere Form der Demokratie jedenfalls bis heute nicht in Frage gestellt hat.

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Gedenktagsrituale

Kolumne Dezember 2008

Um es gleich zu sagen: Ich bin kein Freund von Geburtstagen, vor allem nicht der eigenen. Aber um eine Feier zu meinem 50. kam ich nicht herum. Und so kamen viele Freunde und Bekannte, die mir das übliche lange Leben und viele weitere kreative Jahre wünschten. Es meldete sich aber auch ein freundlicher Journalist vom Südwestfunk an, er sei beauftragt, Material nicht für ein Porträt von mir, sondern für meinen künftigen Nachruf zu drehen.

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Die Gunst der Krise   

Kolumne November 2008

„Ich liebe die Rezession.“ Wer angesichts der weltwirtschaftlichen Talfahrt so ins Schwärmen gerät, muss entweder verrückt sein oder Michael O’ Leary heißen. „Das Beste, was wir uns für diesen Winter wünschen können, ist eine gute, tiefe Rezession“, setzt der Chef des Billigfliegers Ryanair noch eins drauf.

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Bibel statt Biologie 

Kolumne Oktober 2008

Fast die Hälfte aller US-Amerikaner und nahezu 40 Prozent der Briten glauben, dass Gott die Lebewesen im Laufe der letzten 10.000 Jahre erschaffen hat. In Deutschland soll jeder Fünfte den sechstägigen Schöpfungsplan beim Wort nehmen. Und manch deutscher Biologiestudent ist sich auch nicht recht sicher, ob Darwin auf Erden oder der Herrgott im Himmel die bessere Erklärung parat hat. Wenngleich es aus rationaler Sicht keine Zweifel an der „Entstehung der Arten“ mehr geben dürfte, zweifeln immer mehr Menschen an ihrer Abstammung vom Affen.

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Gewissensbisse 

Kolumne Oktober 2008

Endlich. Das Superwahljahr 2009 hat begonnen. Der mündige Bürger darf wieder seine Stimme abgeben und erheben, um seiner politischen Überzeugung Gewicht zu verleihen. Nach bestem Wissen und Gewissen, versteht sich. Dass gerade die Landtagswahl in Hessen den Auftakt zum diesjährigen Abstimmungsmarathon bildet, erinnert aber unweigerlich daran, wie nach bestem Wissen und Gewissen einiger weniger selbstverständliche demokratische Spielregeln und innerparteiliche Entscheidungsprozesse ausgehebelt worden sind.

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