Aktuelles

Vom Verschwinden der Bronzen

Kolumne 1. August 2011

Als wir vor einigen Tagen dank der Spendenbereitschaft vieler Bürger einen Neuguss der Bronze-Büste Alfred Döblins wieder aufstellen konnten, da waren wir erst einmal froh. Denn dies war ein Akt gegen Resignation und Fatalismus, der mich oft beschleicht, wenn ich die letzten Meldungen über Metalldiebstähle lese. Immerhin ist es uns diesmal gelungen, dem grassierenden Vandalismus eins auszuwischen.

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Der Frieden gefährdet Arbeitsplätze

Kolumne 22. Juli 2011

Der Zeitpunkt für den Export deutscher Leopard-Panzer nach Saudi-Arabien fällt auf ein privat-politisches Jubiläum. Vor genau dreißig Jahren berichtete der Spiegel über eine Hausdurchsuchung bei der Firma Rheinmetall in Düsseldorf. Es bestand der dringende Tatverdacht, dass der Rüstungskonzern mit illegalen Lieferungen gegen das Kriegswaffen-Kontrollgesetz verstoßen hatte. Ich nutzte das den Artikel illustrierende Foto mit fünf Rheinmetallmanagern, von denen jeder strahlend eine großkalibrige Patrone für die Feldhaubitze FH 70 im Arm hält. Meinen Kommentarsatz hatte ich einem populären Werbeplakat der Bundesbahn entlehnt und brauchte ihn nur leicht zu verändern, um eine meiner folgenreichsten juristischen Konflikte auszulösen:  „Alle reden vom Frieden. Wir nicht.“

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Die Rating-Falle

Kolumne Juni 2011

Die Welt sollte sich Deutschland als Vorbild nehmen. Denn niemand sonst ist in der Lage, profitorientierte Banken mit Milliarden zu stützen, ganz Griechenland vor dem Kollaps zu retten, die enormen Staatsschulden endgültig abzubauen und gleichzeitig noch die Steuern zu senken für die Klientel einer kleinen Partei am Abgrund. Außerdem können wir zusätzlich die Sozialabgaben für Geringverdiener herunterschrauben, den Ärzten ein höheres Honorar zahlen und die epochale Energie-Wende aus der Portokasse finanzieren.

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Ich kenne keine Parteien mehr…?

Kolumne Juni 2011

Als der letzte deutsche Kaiser in den Krieg ziehen wollte, da kannte er keine Parteien mehr. Was er stattdessen wollte, war bedingungslose, blinde Gefolgschaft. Zur Errichtung ihrer Diktatur verboten die Nazis erst die offen gegnerischen und dann alle anderen Parteien. Für Feldherren und Diktatoren müssen demokratische Parteien etwas Gefährliches sein. Auch ein Grund, der die demokratischen Parteien als unverzichtbar erscheinen lässt. Denn so ganz ohne Parteien ist eine funktionierende Demokratie nur schwer vorstellbar.

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Viele Nette Leute

Kolumne Juni 2011

In Bahrain gibt es „viele nette Leute“. Wen könnte Formel-1-Greis Bernie Ecclestone wohl damit gemeint haben, als er jüngst die Neuauflage des Grand Prix im Wüstenstaat auf den 30. Oktober bejubelte. Bestimmt nicht die Mehrheit der rebellierenden Schiiten, die ihm schon seit Februar im wahrsten Sinne des Wortes die Tour vermasseln. Wohl eher die Macht habenden Sunniten im Lande. Wer fürs Image 25 Millionen Dollar für ein Formel 1-Rennen locker macht, dem verzeiht man auch ein paar Tote.

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Griechische Schnäppchen

Kolumne Mai 2011

„So verbrennen die Griechen die schönen Euros“ oder „Hier bettelt der Grieche um unsere Milliarden“. So hetzt seit Wochen das größte deutsche Massenblatt gegen die vermeintlich geldgierigen „Pleite-Griechen“. Nicht bestimmte Politiker oder Staatsbeamte werden für die Finanzkrise angeprangert, sondern gut elf Millionen Griechen.

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Wo ist Ai Weiwei?

Kolumne Mai 2011

Noch immer kein Lebenszeichen von dem chinesischen Künstler Ai Weiwei, der zu den mutigsten Kritikern seines Landes zählt. Seit seiner Verhaftung am 3.April gilt er als verschwunden. Ein Zustand, der unter zivilisierten Staaten durch nichts zu rechtfertigen ist. Kein Wunder, dass die Vermutungen über Auseinandersetzungen innerhalb des nervös gewordenen chinesischen Machtapparates immer neue Nahrung finden.

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Irrfahrten

Kolumne April 2011

Kürzlich hatte mich ein Alptraum unter die Räder des Jahres 2030 gebeamt. Der ewige Bernie Ecclestone – gegen eine Riesenkaution nach seiner Festnahme im Münchner Bestechungsskandal längst wieder auf freiem Gasfuß – feierte seinen Hundertsten inmitten seiner Boxenluder auf der brandneuen Formel-1-Strecke in Tripolis. Sebastian Vettel hatte sich schon früh von Vettel-Heppenheim in sein Schweizer Steuerparadies zurückgezogen.

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Frieden ohne Freiheit?

Kolumne April 2011

Der Kampf gegen die Diktatoren dieser Welt war einmal breiter Konsens. Manch kritischer Kolumnist zeigt sich derzeit jedoch erstaunt, wieso Zeitgenossen mit „linker Vergangenheit“ den Kampf gegen Gaddafi unterstützen. Neben anderen „Alt-68ern“ würde auch ich einer „Schwarz-Weiß-Logik“ folgen, die zwar eine klare Haltung, aber keine Abwägung und Zweifel erkennen ließe. Was mich allerdings verwundert ist eine Debatte, die im Falle Libyen solange abwägt und abwartet, bis es nichts mehr abzuwägen gibt, bis Gaddafi mit dem Sieg über die Revolution vollendete Tatsachen geschaffen hat und sein „Frieden“ wieder hergestellt ist, auf Kosten von Freiheit und Leben seiner Gegner.

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Bruder Gaddafi

Kolumne April 2011

Gibt es im politischen Alltag eigentlich eine größere Schmach, als von einem Diktator mit dem „Charme“ eines Gaddafis für die besonnene, sprich unentschiedene Haltung gelobt zu werden? Verbunden mit dem unwiderstehlichen Angebot, Deutschland nach der Beendigung des Aufstands beim Wiederaufbau des Wüstenstaates wohlwollend zu berücksichtigen. Wer mag sich später noch an die brutale Niederschlagung der Aufständischen erinnern, locken erst einmal wieder lukrative Ölaufträge, Handelsabkommen und Bauvorhaben. Erinnern wir uns: Nach Gaddafis vermeintlicher Abkehr von Terrorismus und Massenvernichtungswaffen war der Westen dem notorischen Menschenrechtsverletzter bald wieder wohlgesonnen.  

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