Geisterfahrer

Kolumne Oktober 2009

Sie haben auf jede Krise eine Antwort. Selbst auf jene, die sie mit ihren marktradikalen Theorien selbst herbeigeschrieben oder durch ihre Maßlosigkeit beschleunigt, zumindest aber begünstigt haben. Sich allwissend gebende und von den Medien hofierte Wirtschaftsexperten, die gestern noch den Neoliberalismus predigten, geißeln heute den „Kasino-Kapitalismus“ und klagen die Abzockermentalität raffsüchtiger Manager an. Jede Krise bietet eine neue Chance. Und zwar die, seine wirtschaftliche Weste reinzuwaschen und sich immer wieder zum ökonomischen Heilsbringer aufzuschwingen. Man glaubt es kaum, aber die Böcke machen sich mittlerweile selbst zu den Gärtnern. 

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Träumen von Schwarz-Gelb

Kolumne September 2009

Was macht deutsche Banker und Börsianer glücklicher als eine Milliarde Euro Gewinn? Natürlich die nächste. Und wann ließe die sich am leichtesten verdienen? Wenn in knapp zwei Monaten Union und FDP wieder das Ruder übernehmen sollten. Laut „Welt am Sonntag“ wünscht sich die Börse nämlich nichts sehnlicher als eine Neuauflage der christliberalen Koalition, die sie im Geiste der „Neuen Sozialen Marktwirtschaft“ gewähren ließe wie bisher.

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Skrupellos

Kolumne September 2009

So stellt man sich den typischen Banker vor. Nach hinten gegeltes Haar, perfekt sitzender Anzug und den Blick immer auf Rendite seines Finanzinstituts gerichtet. Gewinn erhofften sich auch die Regierungschefs der Union in Hamburg und Schleswig-Holstein von dem Überflieger Dirk Jens Nonnenmacher, dem Vorstandschef der maroden HSH Nordbank. Dafür sind sie bereit, auf die drei Milliarden Euro Staatshilfe und die bis zu dreißig Milliarden Euro hohe Liquiditätsgarantie für ihn noch knapp drei Millionen Euro draufzusatteln. Zum Wohle des Landes, wie es aus Unionskreisen heißt.

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Mit Hämegarantie

Kolumne 19. August 2009

Seit Monaten das gleiche Spiel, nur wahlkampfbedingt verschärft – die anschwellende mediale Kampagne gegen die ewigen Vaterlandsverräter, diese übrig gebliebenen Sozialdemokraten als die geborenen Verlierer. Als müssten sie mit allen Mitteln daran gehindert werden, bei den anstehenden Wahlen eine Zweidrittelmehrheit zu erringen. Damit sie dann widerspruchslos den ewigen Sozialismus einführen und allen deutschen Arbeitern endlich ihre Villen im Tessin wegnehmen können. Es gab also genug Zeit für die Betroffenen, sich an die üblichen Attacken zu gewöhnen, statt zu wehklagen und über ungerechte Behandlung zu jammern. Die SPD sollte begriffen haben, dass alle ihre Aktivitäten sich nun einmal einer medialen Hämegarantie erfreuen.

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Die dunkle Seite

Kolumne August 2009

60 Jahre – 60 Jahre Erinnerung: Eine Begebenheit werde ich wohl nie vergessen. Als in den 50er Jahren mein Heidelberger Ortsvereinsvorsitzender mit Tränen in den Augen einmal erzählte, dass er als jüdischer Sozialdemokrat nach seiner Rückkehr aus dem KZ seine Wiedereinbürgerung bei demselben Beamten beantragen musste, der ihn zu Beginn der NS-Zeit ausgebürgert hatte.

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System WEITER SO

Kolumne Juli 2009

Man sollte meinen, aus Schaden werden Leute klug. Falsch gedacht. Schon gar nicht jene Hasardeure, die den Crash zu verantworten haben mit ihren Forderungen nach Deregulierung, Privatisierung und Sozialabbau. Die Lautsprecher des Kapitals posaunen ihre neoliberale Heilsbotschaft kräftiger denn je hinaus. „Die Soziale Marktwirtschaft macht’s besser“, lautet der harmlos klingende Slogan der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM).

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Demokratie ist lustig

Kolumne Juni 2009

„Dass er Kanzler kann, daran gibt es weniger Zweifel als daran, dass er kämpfen kann. Die hat Frank-Walter Steinmeier jetzt ausgeräumt. Er hat in einer sehr guten Rede die Sozialdemokraten motiviert wie lange nicht. Er hat nicht nur die Köpfe, sondern auch die Herzen erreicht. Er hat nicht „einfach den Schröder gemacht“, wie manchmal in der Vergangenheit, sondern einen eigenen Stil eingeführt. Verbindlich in der Art, hart in der Sache.“

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Monopoly

Kolumne 29. Mai 2009

Es geschah vor nicht langer Zeit in Berlin-Moabit und inzwischen sicher auch hier und da in Deutschland. Kommt einer ins Spielcasino, zückt die Pistole und verlangt die Tageseinnahmen. Drei Stunden später klingelt die Polizei, holt das Geld wieder ab und natürlich auch den Täter. Was hat der falsch gemacht? Alles, weil er den Casino-Kapitalismus vollkommen missverstanden hat.

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Autonome?

Kolumne 15. Mai 2009

Bisher habe ich mich immer für einen Autonomen gehalten. Autonom im Sinne des selbstbestimmten Handelns – mit all seinen Konsequenzen. Und ich bin auch nach diesem 1. Mai in Berlin, nach den Krawallen in Ulm, nach den Rauchwolken über dem Strasbourger Rheinhafen-Viertel anlässlich des NATO-Gipfels nicht bereit, mir meine Autonomie ausreden zu lassen.

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